Bei ihrer Ankunft in Moskau 1931 waren Vogeler und seine Familie im „Haus der Regierung“ am Ufer der Moskwa nahe dem Kreml untergekommen, wo schon Vogelers Schwiegermutter, Bronisława Marchlewska, lebte. Der komfortable Wohnkomplex war für die sowjetische Elite sowie herausragende Kunst- und Kulturschaffende der UdSSR vorgesehen und beherbergte nach 1933 auch einige politische Emigranten aus Deutschland. Viele Bewohner des Hauses fielen zwischen 1935 und 1938 den stalinistischen „Säuberungen“ zum Opfer. Vogeler war dank seiner Verwandtschaft mit den Marchlewskis nicht davon betroffen. Er lebte bis zu seiner Zwangsevakuierung 1941 in unterschiedlichen Wohnungen des Komplexes. Sein Gemälde der nächtlichen schneebedeckten Moskauer Straßen und Dächer bis hin zum Kreml zeigt den Blick aus seiner letzten Wohnung dort. Wie viele Bilder Vogelers aus dieser Zeit ist seine Ansicht in einem impressionistischen, lockeren Pinselduktus und ausdrucksstarker Farbigkeit gemalt. Gleichzeitig bleiben sie einer exakten Darstellungsweise verpflichtet, welche das Sujet oder wie hier die heimelige Stimmung der verschneiten Stadt perfekt einzufangen vermag. | Maike Steinkamp
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