Das Bildnis der jungen Frau war 1924 in der Berliner Akademie der Künste in einem speziellen Kolbe-Raum als verkäuflich ausgestellt. Den damaligen Titel, „Kopf Sascha J.“, änderte der Künstler später in „Junge Russin“. In derselben Ausstellung wurde eine lebensgroße „Kniende“ von 1924 gezeigt, deren Kopf dem Porträt auffallend gleicht (je eine Figur und ein Porträtkopf befinden sich im Georg Kolbe Museum, Berlin). Es liegt nahe, dass „Sascha J.“ bei Kolbe Modell gewesen war. Damit verbanden sich hier die beiden Hauptthemen des Bildhauers: die weibliche Aktfigur und das Bildnis. Dass Kolbe von dem aparten Gesicht der jungen Russin fasziniert war, belegt auch ein Exemplar des Bronzekopfes in seiner eigenen Sammlung. 1925 wurde eine zweite Bronze in der Berliner Gießerei Noack hergestellt, die im selben Jahr in Leipzig und in Dresden ausgestellt war. Ein dritter Guss entstand 1927 für die Museen der Stadt Freiburg. Das Exemplar der Nationalgalerie ist entweder die erste oder die zweite Bronze. Wo sich dieses Stück zwischen 1925 und 1986 befand, ist unbekannt. | Ursel Berger
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