Besonders während der Amtszeit von Nationalgalerie-Direktor Ludwig Justi spielten Bilder-Tauschgeschäfte, bevorzugt mit den Künstlern selbst, eine wichtige Rolle. Justi beförderte so die Aktualität der Neuen Abteilung im Kronprinzen-Palais, mitunter kam er auf diesem Wege auch an Werke, die schwer durch die Ankaufskommission gekommen wären, und die Künstler selbst sahen sich nicht ungern mit ihren neuesten Arbeiten vertreten. Die 1931 entstandene „Hafenmole“ ist 1936, bereits unter dem Nachfolger Eberhard Hanfstaengl, gegen eine „Masurische Landschaft“ ertauscht worden. Diese war wiederum 1925 im Tausch gegen die 1919 aus der Ausstellung der Berliner Secession erworbene „Mecklenburgische Landschaft“ ins Haus gelangt. Der Spätexpressionist Waske, auch als Entwerfer für Glasfenster und Maler großer Triptychen tätig, war mit der „Hafenmole“ nun zugleich mit einem seiner Hauptthemen: Meer – Licht – Kosmos, in der Nationalgalerie vertreten. 1936 hatte Hanfstaengl zudem das ebenfalls 1931 gemalte Bild „Dreimasterschoner bei Sonnenuntergang“ bei Waske ertauscht, beide Werke gehörten inhaltlich und formal zusammen. Der „Dreimasterschoner“, symbolistischer und entschiedener in der Gestaltung, fiel jedoch der Beschlagnahmeaktion von 1937 zum Opfer (Verbleib unbekannt). Die gegenständlichere „Hafenmole“ blieb in der Sammlung. Das Motiv dieser Mole mit dem charakteristischen roten Leuchtturm hat Waske in den frühen 1950er-Jahren noch mehrfach aufgegriffen. | Angelika Wesenberg
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