Wiethüchter, der von 1900 bis 1933 Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Barmen war, verstand sich in erster Linie als Lehrer. So liest man es in einem Band, der mehrere Künstler mit einer kurzen Selbstcharakterisierung vorstellt: „Vielerlei Unterrichts-Dauerkampf […]. In der sehr kurz bemessenen freien Zeit allerlei ‚freie‘ Sachen. Auf etwa 50 Leinwänden schichten sich etwa 300 Bilder. Immer eins über das andere“ (Gustav Wiethüchter, in: Maler und Bildhauer der Juryfreien II, Berlin 1929, o. S.). Das ist sicher stilisiert, aber in der Tat wirkt das vorliegende Werk mehrfach überarbeitet. Wiethüchter scheint einer Idee von Wahrhaftigkeit nachgestrebt zu haben, wie er sie auch 1921 in einer autobiografischen Schrift formulierte: „Das ‚Moderne‘ aber steckt nicht im Äußerlichen, sondern im inneren Richtigsein eines Werkes, in der Identität von Inhalt und Form. Modern sein heißt: Ringen um Erkenntnis“ (zit. nach C. Sauer-Wieth, Gestaltung im Geist des Expressionismus. Der Maler Gustav Wiethüchter, in: Bildende Kunst, 2. Jg. [1948], H. 9, S. 33). Der Kritiker einer Ausstellung des Malers 1932 in Bochum schrieb zutreffend: „[…] seine „Bauernfiguren […] sind wie aus Barlachs plastischer Welt in die der Farbe herübergeholt“ (SMB-ZA, V/Slg. Künstler, Wiethüchter, Gustav). Ebenfalls 1932 wurde Wiethüchter Mitglied der Berliner Secession, er konnte in den folgenden Jahren häufiger ausstellen. Mit seinem robusten Realismus gehörte er zu den Malern, die nach dem Ausschluss zahlreicher Künstler aus jener Vereinigung in der NS-Zeit zunächst an Bedeutung gewannen. Aber auch von Wiethüchter wurden 1937 mehrere Arbeiten beschlagnahmt. | Angelika Wesenberg
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