Der Boxer Max Schmeling (1905–2005) war bereits vor seinem Weltmeistertitel im Schwergewicht 1930 einer der populärsten Sportler Deutschlands, der Sport insbesondere in Literaten- und Künstlerkreisen beliebt. Bertolt Brecht war Boxfan, ebenso de Fiori, Rudolf Belling sowie beider Galerist Alfred Flechtheim. De Fiori schuf ab 1927 mindestens vier Schmeling-Porträts in verschiedenen Materialien. Die Gipsversion der Nationalgalerie entstand 1928, Schmeling hatte gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Der Künstler lud ihn in seine Werkstatt ein. Jahre später erinnerte er sich: „Viel interessanter, lebendiger, europäischer [als Weltmeister Jack Dempsey; vgl. B I 454] ist sein hoffentlich zukünftiger Nachfolger: Max Schmeling. Diese Beweglichkeit ist auch Teils seines Erfolges. Ich machte Aktstudien von ihm, während er sich in meinem Atelier mit einem unsichtbaren Gegner herumschlug, ‚schattenboxte‘, und freute mich an seiner körperlichen und geistigen, natürlichen Frische“ (zitiert nach Beatrice Vierneisel, Ernesto de Fiori. Das plastische Werk, 1911–1936, Berlin 1992, S. 206). Der Dargestellte behielt die Begegnung ebenso im Gedächtnis und schrieb 1977: „Zeichnungen bedeuteten ihm wenig und die Dutzende von Skizzen, die er anfertigte, zerknüllte er meist hinterher, sobald er sich eine charakteristische Linie oder Geste eingeprägt hatte“ (Max Schmeling, Erinnerungen, Frankfurt am Main u. a. 1977, S. 102). Die Nationalgalerie verfügt mit der Bronze von Belling über eine weitere Plastik von Schmeling (B I 592), der bis zu seinem Tod 2005 viele Male ganz unterschiedlich porträtiert wurde. | Sven Haase
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