Anfang 1935 modellierte Blumenthal eine Porträtbüste der damals 17-jährigen Ursula Niemöller (1918–2002), der Tochter des Offiziers Erich Niemöller. Die junge Frau arbeitete nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin bis Anfang der 1940er-Jahre in der Buch- und Kunsthandlung von Karl Buchholz in Berlin. Dieser zeigte in einem Galerieraum im Stockwerk über seinem Hauptgeschäft in der Leipziger Straße seit Dezember 1934 Ausstellungen zeitgenössischer Künstler. Blumenthal war bis 1940 regelmäßig bei ihm vertreten, 1936 hatte er dort seine erste größere Werkschau. Das zwischen Januar und April 1935 zunächst in Gips modellierte Bildnis Ursula Niemöllers kaufte die Nationalgalerie jedoch direkt vom Künstler. Am 23. Januar 1936 schrieb der an der Nationalgalerie tätige Alfred Hentzen an Blumenthal: „Direktor Hanfstaengl hat beschlossen, Ihren schönen Frauenkopf in Bronze zum Preise von 300 Mark für die National-Galerie zu erwerben. Den Guss veranlassen Sie wohl und holen das Gipsmodell wieder bei mir ab. Es freut mich sehr, dass die schöne Arbeit nun hier bleibt. Beste Grüsse, Heil Hitler!“ (SMB-ZA, I/NG 872, Bl. 18). | Maike Steinkamp
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