Es ist das Alltägliche, das Wunderwald in seinem Schaffen interessierte: der Eisladen, der mit großer blauer Schrift auf Gelb Kunden anziehen will, die mehrstöckigen Wohnhäuser mit ihren Blumen- und Obstgeschäften im Erdgeschoss, die typischen Berliner Brandmauern mit ihren aufgemalten, teils verwitterten Werbeanzeigen, der mit Zeitschriften bestückte Kiosk oder die Reklamesäule des Alhambra-Kinos, neben der Frauen und Männer an der Bordsteinkante auf den Bus warten. Das beschriebene Bild zeigt eine charakteristische Berliner Fassadenfront mit ihren unterschiedlichen Gebäudetypen, wie Wunderwald sie bei seinen Spaziergängen durch die Stadt vorgefunden hatte. Die von ihm dokumentierte Stelle liegt in der Müllerstraße im Wedding, unmittelbar am U-Bahnhof Seestraße – der Maler hat sie so realitätsnah dargestellt, dass sie noch heute wiederzuerkennen ist. Wunderwald wertete nie in seinen Bildern. Er führte nicht das Elend in den Berliner Arbeiterbezirken vor Augen, vielmehr präsentierte er den Betrachtenden in klar aufgebauten, ausgewogenen Kompositionen und zurückgenommener Farbigkeit die Schönheit dieser Tristesse, ohne darüber zu urteilen. | Maike Steinkamp
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