Als der Kunstkritiker Lothar Lang die 85-jährige Malerin Marianne Britze 1968 in ihrem Bautzener Atelier besuchte, sollte ihn ein „Apfelstillleben“ besonders beeindrucken. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um jenes Bild, das die Nationalgalerie 1981, ein Jahr nach dem Tod der Künstlerin, von deren Neffen Günter Britze erwarb. Britze, die in einer wohlhabenden Bautzener Kaufmannsfamilie aufgewachsen war, hatte an der privaten Malschule von Ferdinand Dorsch in Dresden studiert und sich dort mit Conrad Felixmüller angefreundet, dessen 1913 entstandenes „Porträt Marianne Britze“ in der Nationalgalerie bewahrt wird (A IV 428). Nach dem Ende ihrer Ausbildung richtete sie sich 1914 in Dresden ein eigenes Atelier ein. Kurz darauf, ab dem Beginn des Ersten Weltkriegs, war sie freiwillig als Lazarettschwester in Bautzen tätig; erst 1919 setzte sie ihre vom Dresdner Expressionismus beeinflusste künstlerische Arbeit fort. Das im Jahr ihres Studienabschlusses gemalte, an Werke von Paul Cézanne erinnernde „Apfelstillleben“ zeichnet sich durch einen konstruktiven, nahezu kubistischen Bildaufbau und kontrastreiche, leuchtende Farben aus. In ihm verbinden sich „die majestätische Geste der alten Dresdener Malerschule und die Formstrenge moderner Franzosen mit der persönlichen Kultur der Malerin […], eine farbstarke und mit viel Geschmack nuancierte Kunst“ (Lothar Lang, Begegnungen im Atelier, Berlin [Ost] 1975, S. 186). | Birgit Verwiebe
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