Eine junge Frau hält ihren Kopf seitlich nach oben geneigt, sodass ihr kräftiger Hals hervortritt. Ihre Haare liegen in schmalen, strähnigen Wellen eng am Kopf an. Die Oberfläche der überlebensgroßen Gusssteinplastik ist glatt, unterhalb der Halspartie wirkt die Büste wie abgeschnitten. Anschließend kommt der raue, unbearbeitet aussehende Stein als Sockel zum Vorschein, der einen starken Kontrast zur ebenen Haut bildet. Für den Kopf soll Clara Haken (um 1885 – um 1960) Modell gestanden haben, die Schwester von Hoetgers Ehefrau Helene. Dennoch erscheint das Gesicht stark stilisiert und keiner konkreten Person zuzuordnen. Im Werk des Künstlers markiert die Büste eine Wende, die von der rauen Oberflächengestaltung im Stil Auguste Rodins in seiner Pariser Zeit hin zu einer glatten Oberfläche bestand. Hoetger war ein enorm vielseitiger Bildhauer, er schuf in unzähligen stilistischen Variationen und Materialien, zudem widmete er sich der Malerei und Grafik. Zunehmend begann er sich mit dem Entwurf von expressionistischen Gebäuden samt zugehöriger Bauplastik sowie mit Kunsthandwerk zu befassen und erhielt zahlreiche Aufträge. Nachdem sein selbst erbautes Wohnhaus in Berlin, in dem er seit 1934 gelebt hatte, im Krieg zerstört worden war, siedelte er in die Schweiz um, wo er 1949 starb. | Anja Pawel
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