Arp und Schwitters lernten sich 1918 in Berlin kennen. In der Folgezeit arbeiteten sie gemeinsam an einigen poetischen und bildkünstlerischen Projekten. Zusammen mit Schwitters’ Familie und Arps Frau, Sophie Taeuber-Arp, verbrachten sie im August 1923 den Sommerurlaub in Sellin auf der Ostseeinsel Rügen. Auch die Künstlerin Hannah Höch kam für eine Woche dazu. Wie Schwitters später schrieb, beendeten er und Arp damals ihren Text „Franz Müllers 'Drahtfrühling'“ und schufen „Bilder mit Treibholzstücken aus dem Meer“ (Brief an Raoul Hausmann, 14.11.1946, in: Ernst Nündel [Hrsg.], Kurt Schwitters, Wir spielen, bis uns der Tod abholt. Briefe aus fünf Jahrzehnten, Frankfurt am Main u. a. 1975, S. 248). Eines dieser „Bilder“ ist die „Breite Schmurchel“. Die Materialmontage setzt sich aus unterschiedlich geformten Treibholzstücken zusammen, die auf einer unregelmäßig geformten Grundplatte montiert sind. Durch die abstrakte Komposition erhalten die am Strand gefundenen, vermeintlich wertlosen Abfälle eine neue Wert- und Eigenständigkeit. Dabei gibt die Assemblage keine eindeutige Lesart vor, vielmehr soll sie – wie die humorvoll-sinnlose Wortschöpfung „Breite Schmurchel“ unterstreicht – unterschiedlichste Assoziationsketten bei den Betrachter:innen auslösen. Schwitters und Arp schenkten das Relief Hannah Höch 1924 in Erinnerung an ihren gemeinsamen Sommerurlaub. Fotografien aus der Mitte der 1920er-Jahre zeigen es, zusammen mit Arps „Konkretem Relief“ (FNG 5/79) und Schwitters’ „Kleiner schwarzer Säule“ (FNG 8/79), in ihrem Berliner Atelier (Eberhard Roters, Paris-Reisen, in: Hannah Höch. Eine Lebenscollage, Band II: 1921–1945, Berlin 1995, S. 157). | Maike Steinkamp
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