Für seine Porträts wurde Kasper zumeist beauftragt. Doch auch bei seinen Bildnissen stand weniger die Herausarbeitung von individuellen Gesichtszügen und Gemütszuständen der jeweiligen Person im Vordergrund als vielmehr die Akzentuierung der Form. So sind in dem „Porträt Frau Strub“ keinerlei Gefühlsregungen zu erkennen. Die ebenmäßige hohe Stirn und die zurückgekämmten halblangen Haare unterstützen die Ernsthaftigkeit und Reglosigkeit des Ausdrucks. Das Porträt ist in Marmorzement ausgeführt, ein Gussverfahren, das Kasper für die meisten seiner Skulpturen wählte. Er schätzte die Materialität des Steingusses und dessen raue, lebendige Oberfläche. Sein „Porträt Frau Strub“ entstand während Kaspers einjährigem Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom 1939/1940, der ihm durch den 1939 an ihn verliehenen Rom-Preis ermöglicht wurde. Wen das Frauenbildnis darstellt, ist nicht überliefert. Im Spätsommer 1940 kehrten Kasper und seine Frau Ottilie nach Berlin zurück, mitten in die Realität des Zweiten Weltkriegs. Danach schuf Kasper nur noch wenige Werke. Ständig drohte die Einberufung zum Kriegsdienst, der er letztlich durch seine Lehrtätigkeit an der Meisterschule des Deutschen Handwerks in Braunschweig entgehen konnte, an die er im Herbst 1943 berufen wurde. 1944 floh das Ehepaar Kasper vor den Bombenangriffen nach Österreich, wo der Bildhauer im Sommer des folgenden Jahres starb. | Maike Steinkamp
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