Im Februar 1919 kehrte Mondrian in sein Pariser Atelier zurück, nachdem er den Ersten Weltkrieg in den neutralen Niederlanden hatte abwarten müssen. Am 4. Dezember des Jahres berichtete er seinem Kollegen Theo van Doesburg in einem Brief begeistert von seinen malerischen Fortschritten: „Ich habe nun etwas geschaffen, dass mir besser gefällt als alles zuvor“ (zit. nach WVZ Joosten 1998, S. 276). Gemeint sind damit sieben Gemälde, deren ungegenständlichen Kompositionen keine figürlichen Motive mehr zugrunde liegen. Unter anderem von den Ideen des Mathematikers und Theosophen Mathieu Schoenmaekers beeinflusst, ging es Mondrian nun um das formale Austarieren orthogonal aufgebauter schwarzer Linien und farbiger Flächen. Im Laufe des Jahres 1920 gewannen die Linien an Stärke und die Palette der Farbflächen reduzierte sich weitgehend auf Weiß, Schwarz, Grau sowie die Primärfarben Gelb, Rot und Blau. Die Weißtöne stufte der Maler in der weiteren Entwicklung subtil ab und verzichtete häufig auf Grautöne – „Komposition mit Blau, Schwarz, Gelb und Rot“ steht hierfür als frühes Zeugnis. Gleichwohl ist das Werk eine Ausnahme in Mondrians Œuvre, denn es handelt sich nicht um ein Ölbild, sondern um eine Gouache. Sie entstand im Auftrag der Niederländerin Marie Tak van Poortvliet, die eine Mappe mit Zeichnungen und Gouachen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler vervollständigen wollte. Mondrian sah darin zwar eine etwas „komische Wertschätzung“ (zit. nach WVZ Joosten 1998, S. 300) seiner Arbeit, kam der Anfrage für 400 Francs aber dennoch nach. ǀ Nina Schallenberg
de