1919 wurde Luckner nach einer zehnjährigen Offizierslaufbahn aus der Armee entlassen. Im sibirischen Omsk war er dem arrivierten Kunstkritiker Julius Meier-Graefe begegnet, der ihn zu einem Kunststudium bewegte. Luckner studierte Malerei in Danzig und Dresden und ließ sich 1922 in Berlin nieder, wo er zunächst als freischaffender Buchillustrator und Pressezeichner tätig war. Aber auch seine Gemälde stießen schnell auf positive Resonanz. Seine Werke waren in Ausstellungen in London, Köln, Danzig, Essen, Duisburg und Berlin zu sehen, darunter in der Aquarellausstellung der Berliner Secession im Jahr 1926. Luckner galt in seiner Zeit als gefragter Porträtist, der prominente Persönlichkeiten wie Theodor Heuss, Hans Scharoun, Hermine Körner oder Ernst Reuter abbildete. Der hier dargestellte Heinrich Tessenow (1876–1950) zählt zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Reformarchitektur, zudem war er Hochschullehrer in Dresden und Berlin. Das Gemälde befand sich nach seiner Fertigstellung im Besitz des Porträtierten. 1950 erbte seine Tochter Hede Schneider das Bildnis, die es zum Verkauf anbot. Es war Luckner selbst, der die Erwerbung für die „Galerie des 20. Jahrhunderts“ in West-Berlin vermittelte. Es existiert noch ein zweites, ebenfalls 1938 entstandenes Porträt Tessenows von Luckner, das sich heute im Nachlass des Architekten Alfred Roth in Berlin befindet. | Irina Hiebert Grun
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