Den Mund dieses weiblichen Kopfes umspielt ein leichtes Lächeln, die Augen scheinen beinahe geschlossen zu sein. Dicht und glatt liegen die Haare am Kopf an, als seien sie von einem Tuch bedeckt. Sie sind im Nacken zu einem einfachen Knoten gebunden, vielleicht damit sie bei der Arbeit nicht ins Gesicht fallen. Denn es handelt sich hier um die Darstellung der Gärtnerin von Heiligers Schwiegereltern, die seit 1938 bei ihnen tätig war. Ab diesem Jahr war der Bildhauer auch Schüler von Arno Breker an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin. Nach seiner Einberufung an die Ostfront 1941 wurde er auf Initiative Brekers vom Wehrdienst freigestellt. Obwohl im Jahr 1943 kriegsbedingt Gussverbot herrschte und Skulpturen aus Buntmetall sogar eingeschmolzen wurden, befand sich Heiliger als nunmehriger Meisterschüler Brekers an der Hochschule der bildenden Künste in einer Ausnahmesituation. Denn Breker war es als „Staatsbildhauer“ der Nationalsozialisten erlaubt, Bronzen herzustellen. So konnte Heiliger weiterarbeiten und unter anderem auch dieses Bildnis herstellen. Seinen engen Kontakt zu Breker versuchte er im Nachhinein allerdings zu verschweigen, was auch der Grund dafür sein könnte, dass er die Entstehung der „Gärtnerin“ später auf das Jahr 1946 datierte. | Anja Pawel
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