Funktion und Verwendung dieses nur wenige Zentimeter hohen Muschelfragments sind nicht bekannt. Sicher ist jedoch, dass ein Großteil des Gegenstandes fehlt, denn von einer ursprünglich vorhandenen menschlichen Figur ist nur noch die erhobene linke Hand zu sehen. Trotz des fragmentarischen Charakters kann man hier aber ein Meisterwerk der Maya-Kunst erkennen. Sowohl die elegante Kalligraphie der Hieroglyphen wie auch die lebendige Darstellung des Papageien rechts vom Schrifttext weisen den Schöpfer als einen erfahrenen Meister aus.
Der aus sieben Hieroglyphen bestehende Text ist als Kommentar zu der dargestellten Szene zu deuten, von der nur noch das Bild eines Papageien in einem Fenster zu sehen ist. Dieses hat die charakteristische Form des Zeichens Ik’ „Wind“, die tatsächlich so auch in der Architektur der Maya anzutreffen ist. Der Papagei scheint sich gerade in dem Fenster niedergelassen zu haben. Mit gesenktem Kopf und weit geöffneten Schnabel wendet er sich einer Figur zu, die unter ihm steht oder sitzt. Nur noch die Reste des Federkopfschmucks sind am linken unteren Rand der Muschelschale erkennbar sowie die linke erhobene Hand. Die unbekannte Gestalt und der Papagei scheinen sich in einer Unterhaltung zu befinden; offenbar galten Papageien auch bei den Maya als sprechende Wesen. Dass es sich um eine Unterhaltung oder Rede handelt, wird von dem begleitenden Hieroglyphentext bestätigt, der an zwei Stellen das Verb a’al „sprechen, reden“ enthält. Wie fast alle Hieroglyphentexte, die direkte Rede wiedergeben, ist auch dieser Text in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich und schwer zu verstehen. Das hängt damit zusammen, dass in der wörtlichen Rede grammatikalische Formen verwendet werden, die in den formelhaften und aufs Wesentliche beschränkten narrativen Texten nicht auftreten.
Zusammenfassend lässt sich der Text übersetzen: „’Du bist angekommen auf meinem …-Nest’ ist das Gesagte, ‚…p’, hat gesagt die Muscheltrompete. (Dies ist) die Muschel von Popol Tz’i, dem ersten Schreiber“. Auch wenn der Text noch mehr Fragen aufwirft als dass er Antworten gibt, so erfahren wir aus dem Ende des Textes zumindest etwas über die Identität des Besitzers der Muschel. Dies war Popol Tz’i, ein hochrangiger Schreiber; vielleicht ist dies auch der Grund für die hohe Perfektion der Kalligraphie und der Linienführung dieses ungewöhnlichen Kleinods.
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