Der unterlebensgroße Kopf gehört zu den rundplastischen Studien der königlichen Porträtköpfe. Die Identität der dargestellten Person ist unbekannt, es muss sich jedoch um einen König oder eine Königin handeln. Denn der Abguss besitzt die unverwechselbaren königlichen Merkmale: ein Kronenband sowie die Ansätze einer Krone über den Schläfen. Während Roeder den Kopf als Darstellung der Nofretete klassifiziert, kann die These, dass es sich hier um einen Prinzen handelt, nicht bestätigt werden. Weder Prinzen noch Prinzessinnen haben diese Art Krone im Alten Ägypten getragen. Kopf und Hals wurden beide separat in Raum 19 des Hauses P 47.2 gefunden. Das Gesicht ist auf der rechten Hälfte stärker verwittert und war vielleicht auf dieser Seite längere Zeit der Luft ausgesetzt. Bei diesem Beispiel sind vertieft ausgearbeitete Augenbrauen und Augenhöhlen sichtbar. Diese Aussparungen stammen vom Original und sollten ursprünglich Einlagen aus anderen Materialien aufnehmen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei diesen Beispielen um direkte Abformungen von Statuen handelt. Ebenso ist es wahrscheinlich, dass viele Gipsporträts als Modelle beziehungsweise als Übungsstücke in den Bildhauerwerkstätten dienten.
Aus: Jung, M., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 326 (Kat.-Nr. 113).
Angaben zur Herkunft:
Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG), Auftraggeber
Borchardt, Ludwig (5.10.1863 - 12.8.1938), Grabungsleiter
Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton
Datierung engl.: Amenhotep IV / Akhenaten
P 47.02 (Ägypten / Mittelägypten / Amarna / P 47 / P 47.01-03 (Anwesen))
Raum 19
Schenkung James Simon, 1920
de