Die große, über drei Meter in der Breite messende Tafel stammt aus der Pfarrkirche St. Maria zur Wiese in Soest in Westfalen. Sie gehörte zur ursprünglichen Ausstattung des Baus, dessen Chorbereich um 1340 fertiggestellt wurde. Um dieselbe Zeit wurde die Tafel angefertigt, die als Retabel auf dem Hochaltar aufgestellt wurde. Bei der Gestaltung des Gemäldes wurde, offenbar ganz bewusst, auf die Gliederung sehr viel älterer Altarbilder zurückgegriffen. So gleicht die Aufreihung der Heiligen um einen mittleren Vierpass, in dem Christus in der Majestas Domini thront, Tafeln der Zeit um 1200. Vermutlich sollte diese Anlehnung an ältere Vorbilder die neu errichtete Kirche mit einer ehrwürdigen Vergangenheit verbinden. Im Figurenstil dagegen orientiert sich die Malerei an zeitgenössischen Vorbildern, wie sie in der entwickelten, durch lang gestreckte Figuren gekennzeichneten gotischen Malerei in Frankreich und im Rheinland gegeben waren. Zu Seiten des mittleren Vierpasses knien zwei kleine Figuren, auf ihren Spruchbändern Christus um Gnade bitten. Es handelt sich um die Stifter der Tafel, einen Laien und einen Geistlichen, die vielleicht Mitglieder derselben Familie waren. INSCHRIFT: S.Matheus / S.Johannes / S. Marcus / S. Lucas / Ego sum alpha et o - primus et novissimus / Ego clavis David dicit dominus, qui est et qui erat et qui (erit) / Propicius esto michi
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