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Gemäldegalerie Malerei Porträt [18] Archiv 2021-11-02 21:15:59 Vergleich

Bildnis eines jungen Mannes (Portrait of a Young Man)

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1# Bildnis eines jungen Mannes1# Bildnis eines jungen Mannes (Portrait of a Young Man)
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3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)
4Sammlung: [Malerei](https://smb.museum-digital.de/collection/141)
5Sammlung: [Porträt](https://smb.museum-digital.de/collection/145)
4Inventarnummer: 186Inventarnummer: 18
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6Beschreibung8Beschreibung
7Antonello da Messina erfuhr seine Ausbildung in Neapel bei dem von niederländischen Vorbildern beeinflußten Colantonio in den Jahren um 1445/55 (vielleicht bis 1450). Am Hofe des Königs von Neapel, Alfons I. von Aragon, konnte er Werke Jan van Eycks studieren (Lomellini-Triptychon, Der Heilige Georg), die ihm nicht nur künstlerische, sondern auch maltechnische Anregungen vermittelten. Neuerdings ist die letztlich auf Vasari zurückgehende Hypothese einer Reise nach Flandern (etwa zu Petrus Christus in Brügge) um die Jahre 1450/55 wiederaufgegriffen (J. Wright 1980; M. G. Paolini 1980), doch wenig später wieder verworfen worden (J. Bruyn 1982). 1456 ließ sich Antonello in Messina nieder, wo er 1479 starb. Berührungen mit der Kunst Piero della Francescas und Fra Angelicos haben an einen Romaufenthalt in den sechziger Jahren denken lassen, auch eine erste Reise nach Venedig und Padua in den späten sechziger Jahren nimmt man an. Sicher reiste er dann 1475, vielleicht schon Ende 1474, nach Venedig, wo er nicht ganz zwei Jahre blieb, unter anderem die große Altartafel in S. Cassiano schuf, in Konkurrenz zu Giovanni Bellini trat und die künstlerische Entwicklung der venezianischen Malerei nachhaltig beeinflußte. Berühmt war Antonello als Bildnismaler. Von den beiden Berliner Porträts ist das eine 1474 datiert, das heißt kurz vor der Reise nach Venedig. Das zweite, hier abgebildete, trägt das Datum 147(8), das heißt, es ist ein Jahr vor seinem Tod entstanden. Es ist sein letztes erhaltenes Bildnis. Antonello hat in Italien bekanntlich als erster den Porträttypus in Dreiviertelansicht eingeführt, den er aus der niederländischen Kunst, von Vorbildern van Eycks, von Petrus Christus vor allem, von Rogier van der Weyden und von Memling kannte, von denen es Beispiele in Italien gab. Antonellos erhaltene Bildnisse sind ausnahmslos Brustbilder mit sehr knappem Bildausschnitt. Die Dargestellten sind immer nach links gewandt, von links beleuchtet und kraftvoll modelliert, den Blick aus den Augenwinkeln auf den Betrachter richtend. Sie erscheinen entweder hinter einer schmalen Steinbrüstung, die als Repoussoir und zur Anbringung eines »cartellino« mit der Signatur diente wie bei den beiden Berliner Bildnissen, oder ohne Steinbrüstung wie in den frühen Bildnissen in Cefalù, Pavia und New York. Alle Porträts, bis auf das späte Berliner Bild, zeigen den Dargestellten vor dunklem neutralem Grund. Mehrere seiner Porträts schuf Antonello in Venedig, wo sie vor allem Bellini beeindruckten, dessen Porträtierte jedoch vorzugsweise in Kopfrichtung nach links blicken, aus dem Bild heraus und am Betrachter vorbei, wodurch kühle Distanz hergestellt wird. Auch benutzte Bellini nach 1480 zunehmend freien Himmel als Hintergrund über einer Brüstung, in den vor 1500 entstandenen Werken allerdings nie mit einer Landschaft. Die meisten Porträts Antonellos sind zwischen 27 und 36 cm hoch, das späte Berliner Bild mißt dagegen nur 20 cm und ist damit bei weitem das kleinste. Das mindert jedoch nicht die innere Monumentalität des Bildes, in dem der junge Mann kühl prüfend auf den Betrachter blickt, ja herabblickt. Ungewöhnlich sind der tiefblaue abendliche Himmel und besonders die Landschaft im Winkel zwischen Ärmelkontur und linkem Bildrand. An der rechten Schulter ist ein größeres Pentiment zu beobachten: Die Kontur von Schulter bzw. Ärmel griff ursprünglich weiter nach links aus, so daß für eine Landschaft kein Platz gewesen wäre. Die Korrektur wurde von Antonello noch während des ersten Malvorgangs vorgenommen.| Erich Schleier9Ein unscheinbarer Zettel, wie zufällig an die Brüstung im Vordergrund geheftet, vermerkt das Entstehungsjahr des Porträts und bezeugt selbstbewusst: »Antonello aus Messina hat mich gemalt« (Antonellus messaneus me pinxit). Ein Jahr vor dem Tod des Malers entstanden, gilt das Bild als das letzte von rund zwölf erhaltenen Porträts des Sizilianers. Ausgeführt wurde es in seiner Heimatstadt, wohin Antonello im Sommer 1476 nach einem etwas mehr als einjährigen Aufenthalt in Venedig zurückgekehrt war. Es ist mit Abstand das kleinste Bildnis von seiner Hand und zugleich das einzige, das die Figur nicht vor einheitlich dunklem Grund, sondern vor einer Landschaft zeigt. Ein leuchtend blauer Abendhimmel hinterfängt den jungen Mann, der uns, ganz in Schwarz gekleidet, über den Parapetto (die kleine Brüstung) hinweg leicht von oben herab anblickt. Seine charakteristischen Gesichtszüge sind individuell erfasst, das helle Inkarnat und Details wie Wimpern und Augenbrauen sowie der Pelzbesatz an seinem Wams mit größter Sorgfalt wiedergegeben. Über dem leicht gewellten, rotbraunen Haar sitzt eine zeittypische Kopfbedeckung, die sogenannte Sendelmütze, deren seitlich herabhängende Binde (ital. becho) über die rechte Schulter nach vorn gelegt ist. Bereits mit bloßem Auge ist in diesem Bereich ein Pentimento zu erkennen. Der zunächst breiter angelegte Ärmel, der ursprünglich bis nahe an den linken Bildrand heranreichen sollte, wurde verkleinert ausgeführt, um so den nötigen Platz für einen Landschaftsausblick zu schaffen. Auf engstem Raum und mit miniaturhafter Genauigkeit evoziert der Maler eine weite baumbestandene Ebene, wobei lange Schatten, einzelne Wolken und der im Dämmerlicht verfärbte Horizont für atmosphärische Stimmung sorgen. Anregungen durch niederländische Vorbilder im Stile Hans Memlings sind unverkennbar. Eine jüngst vorgenommene, eingehende maltechnische Analyse konnte die gelegentlich geäußerten Zweifel an der Eigenhändigkeit der Landschaftsdarstellung endgültig ausräumen. Die Abfolge der einzelnen Malschichten spricht eindeutig für eine gleichzeitige Ausführung von Figur und Landschaft, eine schwarze Untermalung des Hintergrunds ist nicht nachweisbar. Offenbar entschied sich Antonello mitten im Ausführungsprozess spontan zu einer Planänderung. Wer sich hier auf solch ungewöhnliche Weise darstellen ließ, wissen wir nicht, doch deuten sowohl die Tracht als auch die frühe Provenienz des Gemäldes aus venezianischem Familienbesitz auf einen in der Lagunenstadt beheimateten Auftraggeber hin. Nicht ursprünglich ist die unterhalb des Parapetto vielleicht bei einer neuen Rahmung hinzugefügte goldene Inschrift. Sie verleiht dem Porträt im Nachhinein eine moralisierende Note und mahnt den Betrachter: »Im Glück sei bescheiden, im Unglück aber klug« (PROSPERANS • MODESTVS • ESTO • INFORTVNATVS • VERO PRVDENS).| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 :::::::::__ An inconspicuous note, stuck as if by chance to the parapet in the foreground, states the year in which the portrait was painted and testifies self-confidently: “Antonello from Messina painted me” (Antonellus messaneus me pinxit). This work, painted a year before the artist’s death, is thought to be the last of some twelve surviving portraits by the Sicilian. It was made in his home town, to which Antonello had returned in summer 1476 after a stay in Venice lasting somewhat more than a year. It is by far the smallest of his portraits and at the same time the only one that shows the figure against the backdrop of a landscape rather than a uniformly dark background. A radiant blue evening sky lies behind the young man, who, dressed all in black, looks at us slightly from above over the small parapet. His characteristic facial features are shown individually. The light flesh tones and details such as the eyelashes and eyebrows, as well as the fur trimming on his doublet, are rendered with the greatest care. Above his slightly wavy, red-brown hair is placed headgear typical of the time, a cap whose fastening (Italian: becho) hangs down at the side, laid to the front above his right shoulder. Even with the naked eye, an alteration can be discerned in this place. The sleeve, which was originally to have been wider and was intended to extend almost to the left edge of the picture, was painted smaller to make the space needed for a view of the landscape. With great compactness and the accuracy of a miniature, the artist evokes a broad plain with trees. Long shadows, scattered clouds and the horizon coloured by twilight provide an atmospheric mood. The inspiration of models from the Netherlands in the style of Hans Memling is unmistakable. A recently conducted thorough technical analysis of the painting succeeded in dispelling once and for all doubts that had occasionally been expressed about whether the landscape was executed by the artist’s own hand. The sequence of the various layers of paint is clear evidence that the figure and the landscape were painted at the same time. No black underlayer of paint on the background could be demonstrated. Antonello obviously decided suddenly to alter his plans in the middle of the process of producing the work. We do not know who had himself portraited in such an unusual manner, but both the dress of the sitter and the early provenance of the painting from the ownership of a Venetian family suggest that it was commissioned by a person from that city. The golden inscription that was added beneath the parapet, perhaps when the work was re-framed, is not original. It lends a retrospective moralising touch to the portrait, admonishing the beholder: “Be modest in prosperity, but prudent in misfortune” (PROSPERANS • MODESTVS • ESTO • INFORTVNATVS • VERO • PRVDENS).| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019
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9SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. an der Brüstung auf einem Cartellino: 14[…] / Antonellus messaneus me pi[n]xit; darunter (von anderer Hand?): PROSPERANS• MODESTVS• ESTO• INFORNATVS• VERO• PRVDENS
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15Bildmaß: 20,4 x 14,5 cm; Rahmenaußenmaß: 38,4 x 32,4 cm15Bildmaß: 20,4 x 14,5 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 20.4 x 14.5 cm, Rahmenaußenmaß: 38,4 x 32,4 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 38.4 x 32.4 cm
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21 + wer: [Antonello da Messina (1430-1479)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47266)21 + wer: [Antonello da Messina (1430-1479)](https://smb.museum-digital.de/people/47266)
22 + wann: 147822 + wann: 1478
23 + wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=197)
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24## Links/Dokumente25## Links/Dokumente
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26- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=864624)27- [Das Objekt bei SMB-Digital](https://id.smb.museum/object/864624)
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30- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)32- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/tag/266)
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35Stand der Information: 2021-11-02 21:15:5938Stand der Information: 2023-04-12 13:45:47
36[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)39[CC BY @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)
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40- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=864624&resolution=superImageResolution#104123943- https://id.smb.museum/digital-asset/5219521
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Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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