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Gemäldegalerie Malerei Tafelmalerei [81.2] Archiv 2021-07-23 16:35:16 Vergleich

Die Entführung der Europa (The kidnapping of the Europa)

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1# Die Entführung der Europa1# Die Entführung der Europa
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3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)
4Inventarnummer: 81.24Inventarnummer: 81.2
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6Beschreibung6Beschreibung
7Jacob Jordaens (1593-1678) war, nach Peter Paul Rubens (1577-1640) und Anthonis van Dyck (1599-1641) zweifelsohne der drittwichtigste Historienmaler Antwerpens. Das Gemäldes der "Entführung der Europa" stellt ein frühes Hauptwerk von ihm dar.7Jacob Jordaens (1593-1678) war, nach Peter Paul Rubens (1577-1640) und Anthonis van Dyck (1599-1641) zweifelsohne der drittwichtigste Historienmaler Antwerpens. Das Gemälde der "Entführung der Europa" stellt ein frühes Hauptwerk von ihm dar.
8Die antike Fabel von der Entführung Europas durch Jupiter hat Ovid im zweiten Buch seiner Metamorphosen überliefert. »Hoheit und Liebe stimmen nicht gut zueinander«, ironisiert der Dichter die Verwandlung des Göttervaters in einen Stier, der sich unter die Rinderherde König Agenors von Phönizien mischt. Der Götterbote Merkur hatte die Tiere nicht zufällig gerade an der Stelle des Meeresgestades zusammengetrieben, an der des Königs Tochter Europa häufiger anzutreffen war. Von der Schönheit und Zutraulichkeit des Stieres angelockt, »wie er so prächtig stolziert und ohne im Angriff zu drohen«, überdies auch von ihren Freundinnen ermuntert, setzt sich Europa auf den schneeweißen Jupiterstier, dessen Haupt sie mit Blüten geschmückt hat: »Doch vom Lande, vom trockenen Ufer entschreitet allmählich / Sachte der Gott mit trügenden Schritten zuerst in das Wasser, / Geht dann tiefer hinein und entführt durch das Meer seine Beute.« Anlass bietet der Vorgang genug, ein vielköpfiges Ensemble aufzurufen. Sechzehn Akteure weiblichen Geschlechts hat Jordaens in voller Lebensgröße über tief heruntergezogenem Horizont der vorderen Bildzone eingepasst: links Europa auf dem Jupiterstier, dem Merkur in der Gestalt einer älteren Frau einen Blumenkranz darbietet, rechts die Gefährtinnen der Königstochter, tyrische Mädchen, mit denen sie am Gestade zu spielen pflegte. Auf eine genauere Bestimmung des Schauplatzes verzichtete Jordaens. Das mythische Geschehen teilt sich allein in der Körperdarstellung mit. Es wird zudem nicht eigentlich erzählt, sondern errichtet. Die tiefenräumliche Abfolge der Figuren, die ungemein dicht zusammengestellt sind, regelt sich weniger im Hintereinander als vielmehr im stufenweisen Übereinander. Dieser Ordnung entsprechen auch die Haltungsmotive. Breit auf dem Boden lagernd, auch kauernd oder kniend, dann stehend, sei es leicht vornübergebeugt oder mit emporgestreckten Armen völlig aufrecht: so füllt sich das Bildfeld mit abwechslungsreich beobachteten Leibern, kompliziert verkürzten Wendungen und Gesten eher von unten nach oben als von vorn nach hinten. Jeweils in umrissklarer Abgrenzung lösen sich dabei die Körpermotive aus der Vielfalt ihrer Über- und Hinterschneidungen und erlangen im hellen Licht gesteigerte Plastizität. Auch mit dem Blick auf das Ganze erweist sich die Zusammenstellung als beherrscht. So ist in der reitenden Europa ein vertikaler Akzent gesetzt, der sie mit dem vom Inhalt gebotenen Gewicht vom übrigen Personal separiert, das im flächendiagonalen Wechsel der Bildhälften als in sich geschlossene Konturgruppe organisiert bleibt. Das Kolorit hebt den ohnehin reichen Wirkungscharakter der Komposition. Die lebhaften Farben der Gewänder verleihen der Darstellung im Zusammenklang mit den zwischen Sonnenbräune und kühler Blässe alternierenden Inkarnattönen prunkvollfestlichen Charakter. Einem Dekorateur gleich, differenziert Jordaens diesen Grundbestand, lässt in lokaler Konzentration des Lichts immer wieder Schmuckformen sichtbar werden: Blumen von juwelenhafter Leuchtkraft, kostbares Geschmeide, das Strohblond modisch bestellter Frisuren, auch den Glanz eines weit geöffneten Auges. Form- und Farbgebung weisen auf die früheste Schaffensphase des Malers, die nach seiner Ausbildung bei Adam van Noort in Antwerpen mit der Erlangung der Meisterwürde im Jahre 1615 einsetzt und vor allem durch die Auseinandersetzung mit Rubens geprägt ist. Die kraftvolle Gestaltgebung, die dem Körperlichen zu suggestiver Anschaulichkeit verhilft, belegt deutlich genug, dass der Maler den gehobenen Normen des plastisch-klassischen Stils Rubensscher Figurenformung nachgeeifert hat. Zu den direktesten Entlehnungen, die das Vorbild des8
9Die antike Fabel von der Entführung Europas durch Jupiter hat Ovid im zweiten Buch seiner Metamorphosen überliefert. »Hoheit und Liebe stimmen nicht gut zueinander«, ironisiert der Dichter die Verwandlung des Göttervaters in einen Stier, der sich unter die Rinderherde König Agenors von Phönizien mischt. Der Götterbote Merkur hatte die Tiere nicht zufällig gerade an der Stelle des Meeresgestades zusammengetrieben, an der des Königs Tochter Europa häufiger anzutreffen war. Von der Schönheit und Zutraulichkeit des Stieres angelockt, »wie er so prächtig stolziert und ohne im Angriff zu drohen«, überdies auch von ihren Freundinnen ermuntert, setzt sich Europa auf den schneeweißen Jupiterstier, dessen Haupt sie mit Blüten geschmückt hat: »Doch vom Lande, vom trockenen Ufer entschreitet allmählich / Sachte der Gott mit trügenden Schritten zuerst in das Wasser, / Geht dann tiefer hinein und entführt durch das Meer seine Beute.« Anlass bietet der Vorgang genug, ein vielköpfiges Ensemble aufzurufen. Sechzehn Akteure weiblichen Geschlechts hat Jordaens in voller Lebensgröße über tief heruntergezogenem Horizont der vorderen Bildzone eingepasst: links Europa auf dem Jupiterstier, dem Merkur in der Gestalt einer älteren Frau einen Blumenkranz darbietet, rechts die Gefährtinnen der Königstochter, tyrische Mädchen, mit denen sie am Gestade zu spielen pflegte. Auf eine genauere Bestimmung des Schauplatzes verzichtete Jordaens. Das mythische Geschehen teilt sich allein in der Körperdarstellung mit. Es wird zudem nicht eigentlich erzählt, sondern errichtet. Die tiefenräumliche Abfolge der Figuren, die ungemein dicht zusammengestellt sind, regelt sich weniger im Hintereinander als vielmehr im stufenweisen Übereinander. Dieser Ordnung entsprechen auch die Haltungsmotive. Breit auf dem Boden lagernd, auch kauernd oder kniend, dann stehend, sei es leicht vornübergebeugt oder mit emporgestreckten Armen völlig aufrecht: so füllt sich das Bildfeld mit abwechslungsreich beobachteten Leibern, kompliziert verkürzten Wendungen und Gesten eher von unten nach oben als von vorn nach hinten. Jeweils in umrissklarer Abgrenzung lösen sich dabei die Körpermotive aus der Vielfalt ihrer Über- und Hinterschneidungen und erlangen im hellen Licht gesteigerte Plastizität. Auch mit dem Blick auf das Ganze erweist sich die Zusammenstellung als beherrscht. So ist in der reitenden Europa ein vertikaler Akzent gesetzt, der sie mit dem vom Inhalt gebotenen Gewicht vom übrigen Personal separiert, das im flächendiagonalen Wechsel der Bildhälften als in sich geschlossene Konturgruppe organisiert bleibt. Das Kolorit hebt den ohnehin reichen Wirkungscharakter der Komposition. Die lebhaften Farben der Gewänder verleihen der Darstellung im Zusammenklang mit den zwischen Sonnenbräune und kühler Blässe alternierenden Inkarnattönen prunkvollfestlichen Charakter. Einem Dekorateur gleich, differenziert Jordaens diesen Grundbestand, lässt in lokaler Konzentration des Lichts immer wieder Schmuckformen sichtbar werden: Blumen von juwelenhafter Leuchtkraft, kostbares Geschmeide, das Strohblond modisch bestellter Frisuren, auch den Glanz eines weit geöffneten Auges. Form- und Farbgebung weisen auf die früheste Schaffensphase des Malers, die nach seiner Ausbildung bei Adam van Noort in Antwerpen mit der Erlangung der Meisterwürde im Jahre 1615 einsetzt und vor allem durch die Auseinandersetzung mit Rubens geprägt ist. Die kraftvolle Gestaltgebung, die dem Körperlichen zu suggestiver Anschaulichkeit verhilft, belegt deutlich genug, dass der Maler den gehobenen Normen des plastisch-klassischen Stils Rubensscher Figurenformung nachgeeifert hat. Zu den direktesten Entlehnungen, die das Vorbild des großen Meisters bestätigen, gehört die Hauptdarstellerin des Bildes. Europa entspricht in ihrer Erscheinung und Haltung Rubens’ Europa auf dem Skizzenblatt mit Silen und Aegle von etwa 1611/13 im Windsor Castle. Weitere Bezüge lassen sich nachweisen, ohne daß dadurch die nachgerade urwüchsige Frische des Ausdrucks, die vom Bild ausgeht, beeinträchtigt erschiene. Während Rubens’ Kunst in antikisch-edlen Körperbildungen ein Ideal gesteigerter Menschlichkeit zu erreichen sucht, bleibt Jordaens stärker dem Bodenständigen verhaftet. Dem Chor der Mädchen verleiht er rustikalen Zuschnitt. Etwas von der unbekümmerten Frische und Drastik des flämischen Landes ist den Gestalten eingegeben. Vor allem diesem Aspekt in seinem Schaffen verdankt Jordaens die Anerkennung, der »echteste« Flame unter den flämischen Malern seiner Zeit gewesen zu sein.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019
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14Bildmaß: 172,6 x 236,2 cm; Rahmenaußenmaß: 218 x 280,7 cm15Bildmaß: 172,6 x 236,2 cm
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19- Gemalt ...20- Gemalt ...
20 + wer: [Jacob Jordaens (der Ältere) (1593-1678)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=4779)21 + wer: [Jacob Jordaens (der Ältere) (1593-1678)](https://smb.museum-digital.de/people/4779)
21 + wann: 1615-161622 + wann: 1615-1616
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24- Verkauft ...
25 + wann: 1981
26 + wo: [Rotterdam](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=3371)
27 + 1981 Ankauf aus Privatbesitz, Rotterdam
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23## Links/Dokumente29## Links/Dokumente
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25- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=863992)31- [Das Objekt bei SMB-digital](https://id.smb.museum/object/863992)
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27## Schlagworte33## Schlagworte
2834
29- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)35- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/tag/266)
30- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)36- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/tag/17255)
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35Stand der Information: 2021-07-23 16:35:1641Stand der Information: 2022-06-25 10:57:39
36[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)42[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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