# Johannes der Täufer
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 112C
Beschreibung
Die ekstatischen Heiligen des ausgehenden Quattrocento haben die Gläubigen wohl deshalb so bewegen können, weil es in den geistigen Auseinandersetzungen neben antikisch orientierter Rationalität auch gesteigerte religiöse Emotion als Ausdruck christlichen Reformwillens gab. Bedeutendster Buß- und Sittenprediger dieser Zeit war der Dominikaner Girolamo Savonarola, 1452 in Ferrara geboren, früh zur Askese neigend. Als Gleichaltrigen kann Ercole de’ Roberti ihn in der Heimatstadt gekannt, hier und während seiner Tätigkeit in Bologna von der Kanzel gehört haben; auch seine Auftraggeber werden beeindruckt gewesen sein. Das Wort des Täufers: »Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn« (Johannes 1, 23) könnte wohl dem Zeitgeist entsprochen haben und in solch einem Andachtsbild – für individuelle Versenkung, zum Mitempfinden und zur Besinnung geschaffen – widergespiegelt sein. Die ferraresischen Meister Cosmè Tura und Francesco del Cossa haben den Stil des jüngeren Ercole entscheidend geprägt; ihre expressive Unmittelbarkeit faßte er in strenge, kristallinische Formen. Auf unserer Tafel erkennt die Forschung venezianische Einflüsse – insbesondere von Giovanni Bellini – im Kopf des Heiligen und in der Landschaft. In diesem Bild ist die Monumentalität fördernde Plateaukomposition auf die Spitze getrieben. Knapperer Raum hat einem Heiligen nie zur Verfügung gestanden; die kontrapostisch bewegte, übergroße ausgezehrte Gestalt wäre instabil postiert, würde sie nicht optisch gestützt durch einen Mantelzipfel (vergleichbar einem römischen Marmor, wo dies jedoch tatsächlich statisch notwendig ist) und die geometrisch geordnete, waagerecht gegliederte Flußlandschaft. Mit ihr ist wohl das Jordantal gemeint, wo Johannes taufte; dies ist aber weder konkret geographisch zu verstehen noch historisch, zumal die Hafenbefestigungen deutlich zeitgenössische Züge tragen. Morgendämmerung scheint hinter der Gestalt des Vorläufers Christi auf – eine für diese Epoche ungewöhnliche Naturstimmung, die wir etwa gleichzeitig auch bei Giovanni Bellini finden. Zusammen mit dem traditionellen Hinweis auf das Kreuz kann sie sicher im Sinne der Heilslehre, des Wirkens Christi, gedeutet werden. Im gedämpften Licht werden die Farben abgetönt, selbst der sonst lebhafte Kontrast von Rot und Grün – Symbole geistigen Feuers und der Hoffnung auf Erlösung – im Mantel. Wohldurchdachte Bildorganisation und Zurücknahme der Farbigkeit steigern gleichermaßen die innere Monumentalität der sehr kleinen Tafel, die gewiß geeignet war, die geistige Konzentration des gläubigen Betrachters dieser Zeit zu fördern.| Hannelore Nützmann
Material/Technik
Pappelholz
Maße
Bildmaß: 56,5 x 32,9 cm; Rahmenaußenmaß: 65,9 x 42,8 x 8 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Ercole de' Roberti (1450-1496)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47386)
+ wann: 1460-1500
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=866219)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=866219&resolution=superImageResolution#1042747