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Gemäldegalerie Malerei 18. Jahrhundert, Deutschland [500B] Archiv 2022-06-02 15:41:26 Vergleich

Der Abschied des Jean Calas von seiner Familie (Jean Calas' Farewell to his Family)

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1# Der Abschied des Jean Calas von seiner Familie1# Der Abschied des Jean Calas von seiner Familie
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3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
4Inventarnummer: 500B4Inventarnummer: 500B
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6Beschreibung6Beschreibung
7Der Maler kam im Jahre 1743 aus Danzig (Gdańsk) nach Berlin. Stets bemüht, sich in seinen Fertigkeiten zu vervollkommnen, suchte er erfolgreich die Nähe zur einheimischen Künstlerschaft (Pesne, Falbe, Rode, Le Sueur). Bis zu Beginn des Siebenjährigen Krieges im Jahre 1756 hatte Chodowiecki den Lebensunterhalt mit dem Verkauf seiner Miniaturmalereien bestritten. Wie wir seiner bei Meusel 1780 gedruckten, bis dahin unveröffentlichten Autobiographie entnehmen können, begann für ihn zu diesem Zeitpunkt eine Phase intensiven malerischen Forschens: »… ich legte ein Stück Leinwand gerade horizontal auf den Tisch vor mich, setzte eine Lampe vor mich hin, fing die Strahlen des Lichtes durch ein convexes Glas auf und führte sie auf meine Leinwand, wohin ich sie brauchte. Das beleuchtete mir sehr meine Arbeit und ich malte, so lange mir der Schlaf Frieden ließ… Als der Sommer kam setzte ich alle Woche einen Tag zur Ölmalerei an, konnte auf diese Art nur wenig vor mich bringen, habe auch nur einige Portraits sowie Studien und Historien gemahlt.« Seine Gemälde besitzen eine ausgeprägte Binnenzeichnung und ein Lokal Kolorit, welches durch verhaltene Intensität und wenige Weißhöhungen nur geringe optische Spannungen enthält. Diese Eigenarten zeigt auch das Berliner Ereignisbild, das Folgendes reflektiert: In Toulouse lebte der angesehene calvinistische Kaufmann Jean Calas (1698-1762), dessen Sohn Marc-Antoine sich am 13. Oktober 1761 das Leben nahm. Sofort wurde das Gerücht verbreitet, der Vater hätte ihn ermordet, weil der Junge sich mit der Absicht trug, zum Katholizismus zu konvertieren. Religiöse Fanatiker hatten es erreicht, dass Jean Calas bereits 1762 rechtsgültig zum Tode durch das Rad verurteilt wurde. Inzwischen war Voltaire auf den traurigen Fall gestoßen. Empört über diese mittelalterliche Verfahrensweise im Zeitalter der Aufklärung verfasste er eine Abhandlung über die Toleranz (Traité sur la tolerance à l’occasion de la mort de Jean Calas). So war es auch seinem Einsatz zu verdanken, dass die Familie 1765 rehabilitiert wurde. Noch im selben Jahr beauftragte Melchior Grimm, der Pariser Korrespondent der europäischen Höfe, den Kupferstecher Jean Baptist Delafosse, eine bereits vorhandene Zeichnung von Louis Carrogis de Carmontelle zu reproduzieren, die den Augenblick dieser Rehabilitierung schildert. Das Blatt gelangte noch 1765 in die französischen Kolonistenkreise von Berlin, wo es eine tiefe Anteilnahme am Schicksal des Glaubensgenossen hervorrief. Hier bekam es auch Chodowiecki zu sehen, der durch Geburt und Wahlverwandtschaft der Kolonie verbunden war. Da der Delafossesche Stich in der Stadt wenig Beifall fand, beschloss Chodowiecki, ihn in Öl zu kopieren. Nach eingehenden Studien der Vor- und Prozessgeschichte des »Calas-Falles« schuf er das Berliner Gegenstück. In der schon zitierten Biographie heißt es dazu: »Da es mir nicht darum zu thun war, der französischen Nation ein Kompliment zu machen, sondern nur einen Augenblick zu wählen, der den Anschauer rührt, und beym Gedanken des unschuldig geräderten ehrlichen Mannes eine mitleidige Thräne ablockt; so wählte ich den, da er nach dem Gerichtsplatz soll geführt werden, und seine Familie von ihm Abschied nimmt. Ich führte diesen Gedanken aus, und hatte das Vergnügen, daß niemand ungerührt davon ging. Man rieht mir, ich sollte dieses Bild in Kupfer stechen lassen, oder selbst stechen. « Die theatralische Inszenierung des Gemäldes mit der Ausleuchtung der Haupthandlung war demnach Methode. Damit ist der tüchtige Chodowiecki offenbar einer sentimentalen Zeitstimmung begegnet, der wir auch Goethes »Werther« (1774) verdanken. Das gewaltige Publikumsinteresse an dem Bild befriedigte der Maler durch Radierungen, die 1767 und 1768 in gleichem Format reproduziert wurden. Im Jahre 1770 beabsichtigte die auf Schloss (Nieder-)Schön hausen lebende preußische Königin Elisabeth-Christine, beide Gemälde zu kaufen. Allein der Preis von 100 Talern soll sie vom Erwerb abgehalten haben. Das Berliner Calas-Bild, Gemälde wie Kupferradierung, bescherte Chodowiecki eine überaus günstige Auftragslage. Fortan bemühten sich die Verleger um seine Illustrationen. Das Gemälde ist 1786 auf der ersten Berliner Akademieausstellung gezeigt worden. Es ist ein signifikantes Hauptwerk der Berliner Kunst des 18. Jahrhunderts.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 20197Der Maler kam im Jahre 1743 aus dem westpreußischen Danzig in die Residenzstadt Berlin. Stets bemüht, sich in seinen Fertigkeiten zu vervollkommnen, suchte er erfolgreich die Nähe zur einheimischen Künstlerschaft (Pesne, Falbe, Rode, Le Sueur).Bis zu Beginn des Siebenjährigen Krieges im Jahre 1756 hatte Chodowiecki den Lebensunterhalt mit dem Verkauf seiner Miniaturmalereien bestritten. Wie wir seiner bei Meusel 1780 gedruckten, bis dahin unveröffentlichten Autobiographie entnehmen können, begann für ihn zu diesem Zeitpunkt eine Phase intensiven malerischen Forschens: »… ich legte ein Stück Leinwand gerade horizontal auf den Tisch vor mich, setzte eine Lampe vor mich hin, fing die Strahlen des Lichtes durch ein convexes Glas auf und führte sie auf meine Leinwand, wohin ich sie brauchte. Das beleuchtete mir sehr meine Arbeit und ich malte, so lange mir der Schlaf Frieden ließ… Als der Sommer kam setzte ich alle Woche einen Tag zur Ölmalerei an, konnte auf diese Art nur wenig vor mich bringen, habe auch nur einige Portraits sowie Studien und Historien gemahlt.« Seine Gemälde besitzen eine ausgeprägte Binnenzeichnung und ein Lokal kolorit, welches durch verhaltene Intensität und wenige Weißhöhungen nur geringe optische Spannungen enthält. Diese Eigenarten zeigt auch das Berliner Ereignisbild, das Folgendes reflektiert: In Toulouse lebte der angesehene calvinistische Kaufmann Jean Calas (1698-1762), dessen Sohn Marc-Antoine sich am 13. Oktober 1761 das Leben nahm. Sofort wurde das Gerücht verbreitet, der Vater hätte ihn ermordet, weil der Junge sich mit der Absicht trug, zum Katholizismus zu konvertieren. Religiöse Fanatiker hatten es erreicht, daß Jean Calas bereits 1762 rechtsgültig zum Tode durch das Rad verurteilt wurde. Inzwischen war Voltaire auf den traurigen Fall gestoßen. Empört über diese mittelalterliche Verfahrensweise im Zeitalter der Aufklärung verfaßte er eine Abhandlung über die Toleranz (Traité sur la tolerance à l’occasion de la mort de Jean Calas). So war es auch seinem Einsatz zu verdanken, daß die Familie 1765 rehabilitiert wurde. Noch im selben Jahr beauftragte Melchior Grimm, der Pariser Korrespondent der europäischen Höfe, den Kupferstecher Jean Baptist Delafosse, eine bereits vorhandene Zeichnung von Louis Carrogis de Carmontelle zu reproduzieren, die den Augenblick dieser Rehabilitierung schildert. Das Blatt gelangte noch 1765 in die französischen Kolonistenkreise von Berlin, wo es eine tiefe Anteilnahme am Schicksal des Glaubensgenossen hervorrief. Hier bekam es auch Chodowiecki zu sehen, der durch Geburt und Wahlverwandtschaft der Kolonie verbunden war. Da der Delafossesche Stich in der Stadt wenig Beifall fand, beschloß Chodowiecki, ihn in Öl zu kopieren. Das Gemälde (Eichzell. Hessische Hausstiftung) war dagegen erfolgreicher. Nach eingehenden Studien der Vor- und Prozeßgeschichte des »Calas-Falles« schuf er das Berliner Gegenstück. In der schon zitierten Biographie heißt es dazu: »Da es mir nicht darum zu thun war, der französischen Nation ein Kompliment zu machen, sondern nur einen Augenblick zu wählen, der den Anschauer rührt, und beym Gedanken des unschuldig geräderten ehrlichen Mannes eine mitleidige Thräne ablockt; so wählte ich den, da er nach dem Gerichtsplatz soll geführt werden, und seine Familie von ihm Abschied nimmt. Ich führte diesen Gedanken aus, und hatte das Vergnügen, daß niemand ungerührt davon ging. Man rieht mir, ich sollte dieses Bild in Kupfer stechen lassen, oder selbst stechen.« Die theatralische Inszenierung des Gemäldes mit der Ausleuchtung der Haupthandlung war demnach Methode. Damit ist der tüchtige Chodowiecki offenbar einer sentimentalen Zeitstimmung begegnet, der wir auch Goethes »Werther« (1774) verdanken. Das gewaltige Publikumsinteresse an dem Bild befriedigte der Maler durch Radierungen, die 1767 und 1768 in gleichem Format reproduziert wurden. Im Jahre 1770 beabsichtigte die auf Schloß (Nieder-)Sc
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9SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. rechts unten im Grund: [C]. Chodowiecki
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11Material/Technik9Material/Technik
12Leinwand10Leinwand
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20- Gemalt ...18- Gemalt ...
21 + wer: [Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801)](https://smb.museum-digital.de/people/602)19 + wer: [Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=602)
22 + wann: 1765-176620 + wann: 1765-1766
23 + wo: [Berlin](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=61)
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25## Links/Dokumente22## Links/Dokumente
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31- [Abschied](https://smb.museum-digital.de/tag/3522)28- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
32- [Familie](https://smb.museum-digital.de/tag/30)29- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
33- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/tag/266)
34- [Kaufmann](https://smb.museum-digital.de/tag/1887)
35- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/tag/17255)
36- [Schlaf](https://smb.museum-digital.de/tag/12799)
37- [Stadt](https://smb.museum-digital.de/tag/7411)
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42Stand der Information: 2022-06-02 15:41:2634Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
43[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)35[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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