# Bergiges Meeresufer
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 744
Beschreibung
So unbestimmt wie der überlieferte Bildtitel bleibt auch nach neuerer Forschung zum Werk des Künstlers die Topographie der dargestellten Landschaftsszenerie. Allenfalls die im Mittelpunkt stehende Befestigungsanlage mit rundem Turm, ein häufig bei Bril und anderen wiederkehrendes Motiv, könnte ihr konkretes Vorbild im Scipionengrab an der Via Appia gehabt haben. Im ganzen handelt es sich um eine Phantasieansicht, eine »Bild-Erfindung«, in der alle natürlichen Elemente zu einer grandiosen Überschaulandschaft kunstvoll zusammengesetzt sind. Das sensible Zusammenspiel von Wasser, Luft und Licht und die geschickt verteilten Zitate menschlicher, mit dem Meer verbundener Betriebsamkeit geben dieser Künstlichkeit dennoch einen lebendigen Hauch von Realität.
Die Komposition ist aus seitlichen Senkrechten und einer beruhigenden Waagerechten im Hintergrund gefügt; immer wieder trifft das Auge auf die senkrechten Linien von Bootsmasten. Innerhalb dieses Gerüstes aber spielen Diagonalen zwischen Nähe und Ferne. Diese sind nicht nur durch die wohlüberlegte Anordnung der vielgestaltigen Erdformationen an den Ufern der Meeresbucht bestimmt. Sie werden vor allem von der Führung des Lichtes getragen. Von links dringt es, ohne die eigentliche Quelle sichtbar werden zu lassen, als morgendliche Sonnenstrahlen in rosa-gelblichen Farbtönen intensiv über die Wasserfläche nach rechts vorn. Es beleuchtet die ihm zugewandten Flächen der Fels- und Bergmassive und den im Mittelpunkt des Bildes stehenden Turm auf der aus der Schlucht gleichsam herausgeschobenen felsigen Landzunge. In dem beherrschenden Blaugrün des Wassers läßt es weißlich flackernde Gischtzeilen oder ruhige helle Flächen entstehen. In zuckenden weißen Reflexen trifft es die vom nächtlichen Fang heimkehrenden Fischer im Boot und die angestrengt ein volles Fangnetz ans Ufer schleppenden Männer rechts unten. Ihre Bewegung folgt der des Lichtes, wiederholt links oben in der Luft von zwei großen dunklen Vögeln. Kontrastierend dazu schaffen tiefe Schatten ihrerseits diagonale Strukturen. Die gesamte Höhe des Bildes nimmt links als scharfe Silhouette ein im Dunkel belassener Fels ein, bewachsen mit hohen Laubbäumen. An dessen Fuß ankert ein großer Fischkutter mit steil aufragendem Mast und filigraner Takelage, umgeben von kleinen Beibooten. In dieser schattigen, höhlenartigen Zone hat eine Gruppe von Fischern ein Feuer entfacht. Vom natürlichen Licht unberührt, werden sie von dieser künstlichen Lichtquelle lebhaft beleuchtet. Der schattig-moosgrünen Bildpartie links unten entspricht wiederum rechts oben der tiefe Schatten in einer geheimnisvollen Bergschlucht. Wie auf dem Wasser vollzieht sich die Lichtführung am Himmel, wobei Himmel und Wasser in der Ferne schließlich diffus verschmelzen. Nur noch zart und silhouettenhaft sind die blauen Bergkämme angedeutet. Brils Pinselstrich beschreibt weich und großzügig die vorwiegend gerundeten Formen. Wie farbige Schnörkel wirken die winzigen Staffagefiguren und sind doch exakt in ihren Bewegungen erfaßt.
Die flämischen Landschaftsmaler um 1600 wandten sich, den heimischen Eindruck der »Weltlandschaft« des 16. Jahrhunderts hinter sich lassend, vermehrt italienischen unstauffassungen zu. Auch Paul Bril, neben Jan Brueghel, Josse de Momper und Roelant Saverij einer der bedeutendsten Vertreter des Landschaftsfaches auf dieser Entwicklungsstufe, reiste 1574 über Frankreich nach Rom. Dort beeindruckten ihn besonders die Kunst des Deutsch-Römers Adam Elsheimer und die Landschaften des Annibale Carracci. Sein Bruder Matthijs war als angesehener Landschafter bereits in Rom ansässig. Als dieser 1584 starb, war Paul Bril schon der erfolgreichste und meistbeschäftigte unter den niederländischen Landschaftern im römischen Kunstbetrieb. Verehelicht mit einer Florentinerin, blieb er in Italien, ohne jedoch jemals die flämische Herkunft in seinen Arbeiten zu verleugnen. Er schuf Fresken, Zeichnungen und Stiche,
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 53,3 x 89 cm; Rahmenaußenmaß: 78 x 106,7 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Paul Bril (1553-1626)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=40365)
+ wann: 1624 [circa]
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869320)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869320&resolution=superImageResolution#1045613