# Das Kind mit dem Vogel
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Inventarnummer: 763
Beschreibung
Obgleich er selber weniger begeistert in diesem Genre arbeitete, genoss Rubens auch als Porträtist große Anerkennung, wo er Dutzende von Aufträgen erhielt. Mit Ausnahme des Porträts seiner zwei Söhne (Sammlung Lichtenstein) aus dem Jahr 1626, existieren von ihm jedoch keine lebensgroßen Einzelbildnisse von Kindern. Im Falle des Berliner Gemäldes hat sich Rubens sehr wahrscheinlich ein Familienmitglied, seinen 1611 geborenen Neffen Philipp, für den er ein Jahr nach dem Tod seines Bruders die Vormundschaft übernahm, zum Modell genommen ohne ihn im eigentlichen Sinne zu porträtieren. Die Identifizierung mit Rubens etwa drei Jahre altem Neffen würde auch mit der Datierung der Kerntafel auf die Zeit um 1614 gut passen. Das Bild wurde in insgesamt zwei Arbeitsvorgängen ausgeführt: Zunächst wurde die mittlere Kerntafel aus zwei waagerecht gefügten Brettern mit dem Kinderkopf ausgeführt. Erst einige Jahre später wurde dann das Bildchen durch eine schräge Anstückung links, die nicht vor 1625, eher ab 1629 oder später hinzugefügt worden sein kann um die Kinderhände mit dem Vogel erweitert. Die Ausführung und die verwendeten Pigmente dieser Partie unterscheiden sich deutlich von den Malereien der Kerntafel. Demnach dürfte der erste Teil des Gemäldes von Rubens' Hand stammen, die späteren Ergänzungen jedoch von einem Werkstattmitarbeiter.
Nach seiner Rückkehr aus Italien war Rubens zum bedeutendsten Künstler in Antwerpen aufgestiegen. Um die umfangreichen Aufträge bewältigen zu können, führte er eine große Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern, die von ihm geschaffene Vorlagen in unterschiedlichste Bildzusammenhänge übertrugen. Auch der Berliner Kinderkopf dürfte von ihm als Studie, wie technische Aufnahmen zeigen vermutlich sogar als Engel mit Flügelchen, angelegt worden sein, um ihn zu verschiedenen Anlässen in der Werkstatt zu verwenden. So begegnet uns das Berliner Kind beispielsweise als Putto auf der Madonna im Blumenkranz in München (Alte Pinakothek). Der ursprünglich nur für den Werkstattgebrauch bestimmte, unverkäufliche Studienkopf wurde erst durch die spätere Anstückung zu einem vollwertigen, marktgängigen Gemälde umgearbeitet. Verschiedene Kopien des Köpfchens sowie diverse Nennungen in zeitgenössischen Inventaren von Kinderköpfen von Rubens oder van Dycks Hand suggerieren, dass in den Ateliers verschieden Versionen derartiger modelli von Kinderköpfchen Verwendung fanden. Interessant an dem Berliner Gemälde ist, neben dem unverwechselbar Individuellen, auch die überproportional oder übernatürlich kindliche Erscheinungsform, auf die der Betrachter verstärkt anspricht. Auch in dieser Hinsicht darf Rubens unter den Antwerpener Malern als herausragender Meister derart überzeugend inszenierter Kinderdarstellungen gelten. Angefertigt als Studie, vermutlich direkt „nach dem Leben“, stellt das Berliner Bild eine Ausnahmeerscheinung dar, bei der das junge Model spontan erfasst wurde und nicht posierte. Auch die Darstellung im Profil macht es zu einer Besonderheit innerhalb der Antwerpener Barockmalerei. Die Darstellung des Vogelmotivs mit einem an kurzgefasster Schnur flatternden Finken könnte als Hinweis auf die Erziehung und Prägung des Kindes zu lesen sein, ebenso wie die Darstellung der Korallenkette. Neben den beschützenden Kräften, die man Korallen zuschrieb erkannte man in der emblematischen Literatur des 17. Jahrhunderts in ihr auch ein Symbol der Lebenskraft, der Erneuerung und Verfeinerung.
Material/Technik
Eichenholz
Maße
Bildmaß: 50,9 x 41 cm; Rahmenaußenmaß: 75 x 65 x 5 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Peter Paul Rubens (1577-1640)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=1411)
+ wann: 1614 [circa]
+ wo: [Antwerpen](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=511)
- Gemalt ...
+ wer: [Peter Paul Rubens (1577-1640)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=1411)
+ wann: 1624-1629 [circa]
+ wo: [Antwerpen](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=511)
## Teil von
- [Überweisung aus den Königlich Preußischen Schlössern (1829/30)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=serie&serges=53)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=870518)
## Schlagworte
- [Eichenholz](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=12020)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Vögel](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=1131)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=870518&resolution=superImageResolution#1046772