# Der Mennonitenprediger Cornelis Claesz Anslo (1592-1646) und seine Frau Aeltje Gerritsdr Schouten
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 828L
Beschreibung
Cornelis Claesz. Anslo (1592-1646) war ein erfolgreicher Unternehmer und zugleich einer der führenden Geistlichen unter Hollands Mennoniten. Als Lehrer stand er der waterländischen Gemeinde in Amsterdam vor, einer liberal orientierten Gruppierung der Täuferbewegung. Den Wohlstand hatte Anslo von seinem Vater Claes Claesz, gleichfalls Mennonit, ererbt. Wie dieser war er Tuchhändler mit weitreichenden Geschäftsbeziehungen insbesondere zu den Ostseeländern. In Urkunden wird er auch als Reeder geführt. Das vom Vater 1615/16 gegründete Anslohofje, ein Heim für bedürftige, ältere Frauen, hat er weiter betrieben. Aber nicht nur sein soziales Engagement ist Indiz einer tief religiösen Einstellung. 1642 zahlte er an die Gläubiger seines Schwagers, dem in Danzig ein Geschäft missglückt war, den damals substantiellen Betrag von 60.000.00 Gulden, obschon er hierzu nicht verpflichtet gewesen wäre. »Ich bin ein Prediger«, schrieb er, »und trete vor meine Mitmenschen, um sie auf ihre Pflichten hinzuweisen und sie zu ermahnen, gemäß Matthäus 7, 12, anderen das zu tun, was diese wollen, daß ihnen selber getan werde … Nein! Ich möchte nicht (obwohl ich nicht zu zahlen brauche), daß durch diese Umstände meine Predigt fruchtlos zu mir zurückkehrt und dadurch in irgendeiner Weise an Kraft verliert. « 1641 bezog Anslo im Zentrum der Stadt, an der Oude Zijds Achterburgwal – heute die Nr. 173 –, ein neues, großes Haus, das er ein Jahr später kaufte. Das 1641 datierte Doppelporträt der Berliner Gemäldegalerie dürfte für dieses Domizil bestimmt gewesen sein. Setzt die Wahl des großen Bildformats die Auftragserteilung durch den reichen Geschäftsmann voraus, so ist er doch nicht in dieser Profession, sondern in der des Predigers dargestellt. Anslo ist in seinem Arbeitszimmer wiedergegeben. Von der Bibel, die aufgeschlagen auf dem Arbeitstisch liegt, wendet er sich sprechend seiner Frau Aeltje Gerritsdr. Schouten (1589-1657) zu, mit der er seit 1611 verheiratet war. Die Gebärde seiner Linken, die das Zentrum der Gesamtkomposition markiert und in spontaner Bewegung die Bildfläche zu durchstoßen scheint, verleiht seiner Rede Nachdruck. Die Hingabe der Frau an das Wort des Predigers lässt vermuten, dass sich das geistliche Gespräch im Sinne der »brüderlichen Ermahnung« vollzieht, einer Einstellung, zu der die für die mennonitische Glaubenslehre grundlegenden Verse Matthäus 18, 15-20 aufrufen. Dass Anslo das Evangelium nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch im privaten Kreise, vor seinen Kindern und seiner Frau, mit »kirchlichem Anspruch« verkündet haben muss, belegen die Notizen, die Cornelis van der Vliet, ein Nachkomme des Predigers und letzter Besitzer der Familie 1767 niedergeschrieben hat. Das Gemälde steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Rembrandts Radierung von 1641, die den Prediger allein zeigt, und den beiden 1640 datierten Zeichnungen, von denen das Blatt in London die Radierung und das Blatt, das sich in Paris befindet, das Gemälde vorbereitet. Vermutlich auf die Radierung und vermutlich auch im Auftrage Anslos, der als gewandter Redner bekannt war, hat Joost van den Vondel einen Vierzeiler verfaßt, der in freier Übersetzung lautet: »Nun denn, Rembrandt, male Cornelis’ Stimme, / Das Sichtbare ist der unwichtigste Teil von ihm: / Das Unsichtbare erfährt man nur durch die Ohren. / Wer Anslo sehen will, muß ihn hören.« Der Vers ist Ausdruck der allgemeinen protestantischen Auffassung, in der Vermittlung des Glaubens dem Wort den unbedingten Vorrang vor dem Bild einzuräumen. Obschon die Mennoniten im 17. Jahrhundert längst nicht mehr so bilderfeindlich eingestellt waren wie noch gegen Ende des vorangegangenen Jahrhunderts, war der theologische Streit zwischen Wort und Bild, Hören und Sehen, Geist und Körper durchaus noch lebendig. Das bestätigt auch die Radierung, in der das Motiv eines abgehängten, mit der Rückseite dem Betrachter zugekehrten Gemäldes, das neben der Gestalt Anslos unter leerem Nagel an der Wand lehnt, die Frage nach dem Primat von Wort oder Bild eindeutig beantwortet – allerdings in attributiver Form. Im Gemälde dagegen hat Rembrandt die Kraft des Wortes bzw. die Stimme des großen Predigers in szenischer Verlebendigung erfasst. Durch die Erweiterung zu einem Doppelbildnis finden Anslos Worte eine Hörerin, seine Gebärde ein Ziel. In der Anteil nehmenden Haltung der Frau verdeutlichen sich Sinn und Wirkung seiner Rede. So ist das »gesprochene Wort« zum übergeordneten Bildgegenstand erhoben, der das Nebeneinander der Figuren begründet und – in der Art eines Historienbildes – in handlungsmäßiger Geschlossenheit vor Augen führt.| Jan Kelch
SIGNATUR / INSCHRIFT: links unter dem Tisch auf dem ehemals erkennbaren Querstreben des Tisches: Rembrandt••f:• 1641
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 176,00 x 210,00 cm; Rahmenaußenmaß: 203,5 x 238 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=5289)
+ wann: 1641
+ wo: [Amsterdam](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=10)
- Wurde abgebildet (Akteur) ...
+ wer: [Cornelis Claesz Anslo (1592-1646)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=64049)
## Bezug zu Orten oder Plätzen
- [Holland](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=5020)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=868879)
## Schlagworte
- [Arbeitszimmer](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=11242)
- [Evangelium](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=36199)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=868879&resolution=superImageResolution#1045160