museum-digitalsmb
STRG + Y
de
Gemäldegalerie Malerei 18. Jahrhundert, England [78.1] Archiv 2022-06-25 09:25:08 Vergleich

Tysoe Saul Hancock und seine Frau Philadelphia (geb. Austen) mit ihrer Tochter Elizabeth und der indischen Bediensteten Clarinda (Tysoe Saul Hancock and his Wife Philadelphia (born Austen) with their Daughter Elizabeth and the Indian Servant Clarinda)

AltNeu
1# Tysoe Saul Hancock und seine Frau Philadelphia (geb. Austen) mit ihrer Tochter Elizabeth und der indischen Bediensteten Clarinda1# George Clive (1720-1779) und seine Familie mit einer indischen Dienerin.
22
3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
4Inventarnummer: 78.14Inventarnummer: 78.1
55
6Beschreibung6Beschreibung
7Im August 1752 legte das Schiff Bombay Castle der britischen East India Company im südindischen Madras (heute Chennai) an. An Bord war die junge, mittellose Philadelphia Austen (1730–1792), eine spätere Tante der britischen Schriftstellerin Jane Austen (1775–1817). Bereits im Januar des folgenden Jahres heiratete Philadelphia den in Fort St David nahe Madras für die East India Company tätigen Arzt Tysoe Saul Hancock (1723–1775). 1759/60 siedelten die Eheleute in das weiter nördlich gelegene Fort William in Kalkutta (heute Kolkata) um. Dort wurde am 22. Dezember 1761 das einzige Kind des Paares, Elizabeth, geboren. In zweiter Ehe mit ihrem Cousin Henry (1771–1850), dem älteren Bruder Jane Austens, verheiratet, starb sie 1813 im Beisein ihrer Cousine Jane als Elizabeth Austen in London. 7George Clive (1720-1779) war ein Vetter des berühmten Eroberers von Indien, Lord Clive of Plassey, und hatte sich den englischen Truppen bei ihren Feldzügen angeschlossen. Als wohlhabender Mann kehrte er nach England zurück und wurde 1763 für den Wahlkreis Bishop Castle in das Parlament gewählt. Im selben Jahr heiratete er Miss Sidney Bolton (1740-1814). Die älteste Tochter wurde 1764 geboren, starb aber schon als Kind. Das große Bildnis der Clive-Familie muß daher um 1765/66 entstanden sein. Wie bei so vielen seiner großen Porträts hat Reynolds auch bei diesem Bild auf die klassische Bildtradition der italienischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts zurückgegriffen, sie aber mit der neuen »indischen« Mode verbunden. Die Gesamtkomposition ist sorgfältig ausgewogen. Die Familie steht im Vordergrund wie auf einer offenen Veranda. Links hinter George Clive öffnet sich die weite hügelige Landschaft, die noch den goldenen Schimmer des Abendlichtes widerspiegelt. Rechts hinter der Mutter-Kind-Gruppe schließt dagegen ein purpurfarbener Vorhang die Außenwelt ab, ein Hinweis auf die häusliche Sphäre der Familie. Reynolds konnte damit auch das traditionelle Würdesymbol aller repräsentativen Porträts, den königlichen Purpurvorhang, anbringen und durch ihn den gesellschaftlichen Rang und den Stand der Familie dokumentieren. Da das Gemälde trotz aller offenen und versteckten Anspielungen doch kein eigentliches Repräsentationsporträt ist, trägt George Clive nur die zwar aufwendige, aber doch alltägliche Kleidung des »country gentleman«. Das kleine Mädchen ist Mittelpunkt der fürsorglichen Gesten von Mutter und Dienerin. Von besonderem Reiz sind die Details, die mit großer Genauigkeit angegeben sind. Der kostbare exotische Schmuck der Tochter und der indischen Dienerin soll auffallen und auf die engen Beziehungen der Familie zu dem eben eroberten Indien hinweisen. Die Tochter trägt ein helles indisches Kleid aus Baumwolle (»anjarika« oder »jama«) mit zartblauen Silberborten, wie es bei Kindern aus reichen Familien an indischen Fürstenhöfen üblich war. Das Kopftuch aus zarter Seide mit golddurchwirkter Borte (»chaddar«) ist mit einer Edelsteinbrosche im Haar festgesteckt, etwa in der Art, wie heute ein indisches Mädchen eine Blume tragen würde. Das Armband mit einem Anhänger (»bazuband«) wird nach indischer Sitte getragen und zeigt in der Mitte ein Arrangement von neun Steinen (»nauratna«). Sie sollen die neun Planeten darstellen, die in der indischen Astrologie eine große Bedeutung haben. Die Dienerin scheint ihrem ethnischen Typus und dem Schmuck nach aus Südindien zu kommen. Ihre hochgesteckte Frisur und ihr Halsband mit den drei Anhängern (»tali«) weisen darauf hin, daß sie verheiratet ist. Das Medaillon an der Haarnadel zeigt sicherlich ein Ornament von magischer Bedeutung. Der mehrteilige Armreif schließlich besteht aus krappgefärbtem Elfenbein (»manjistha«) mit Goldornamenten und mehreren schwarzen Reifen, wie man sie heute noch finden kann. Der dominierende warme Farbklang von Braun (links), Rot und Weiß (Mitte) und zartem Grau (rechts) verleiht dem Bild jene eindrucksvolle Farbigkeit, die Reynolds Schulung an der flämischen Malerei verrät. Dieses Traditionsbewußtsein, verbunden mit scheinbar zwangloser Natürlichkeit und dennoch selbstsicherer Repräsentation, gibt genau den gesellschaftlichen Anspruch und das Selbstbewußtsein wieder, das die Auftraggeber von seinen Bildern erwarteten. Röntgenaufnahmen des Bildes zeigen, daß die Werkstatt einen erheblichen Anteil an der Ausführung gehabt hat, wie es bei Reynolds üblich war. Offenbar war zunächst nur die rechte Dreiergruppe auf einer kleinen Leinwand skizziert. Links von der Dienerin wurde dann eine gröbere Leinwand angesetzt, um die Komposition zu erweitern. Dabei wurden gewisse Teile übermalt, so war etwa die Landschaft hinter dem Kopf der Dienerin noch weitergeführt. Fest steht, daß Reynolds von de
8
9Im Januar 1765 machten sich die Hancocks mit ihrer indischen Bediensteten Clarinda (gest. 1780) und Elizabeths Patenonkel Warren Hastings (1732–1818), einem späteren Generalgouverneur von Ostindien, an Bord der Medway auf den Rückweg nach England. Nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft in London im Juni 1765 begannen die Porträtsitzungen der Familie bei Joshua Reynolds. Dieser verzeichnete zwischen August 1765 und Februar 1766 mehrere Treffen mit den Familienmitgliedern in seinem Rechnungsbuch, im Oktober 1765 auch eine Sitzung mit Clarinda. Die letzte Zahlung für das wohl fertiggestellte Gemälde erhielt Reynolds im August 1767.
10
11Die Dargestellten stehen wie auf einer offenen Veranda im Vordergrund des Bildes. Tysoe Saul Hancock stützt sich in entspannter Haltung auf die Lehne eines mit rotem Brokat bespannten Stuhls. Hinter ihm öffnet sich eine weite, hügelige Landschaft. Rechts hinter den Frauen schließt dagegen ein purpurfarbener Vorhang die Außenwelt ab, ein Hinweis auf die häusliche Sphäre der Familie. Wie bei so vielen seiner großen Porträts griff Reynolds auch bei diesem Bild auf die klassische Bildtradition der italienischen und flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts zurück, verband sie aber mit der neuen „indischen“ Mode. Der dominierende warme Farbklang von Braun (links), Rot und Weiß (Mitte) und zartem Grau (rechts) verrät seine Schulung an der flämischen Malerei.
12Der Bildträger besteht aus zwei miteinander vernähten Leinwänden von unterschiedlicher Struktur. Die Naht verläuft auf Höhe von Hancocks Händen senkrecht durch die Stuhllehne. Möglicherweise umfasste der Auftrag für das Gemälde ursprünglich also nur drei Figuren, vermutlich die Kerngruppe von Vater, Mutter und Kind. Die Erweiterung der nahezu quadratischen Leinwand zum breiteren Querformat und damit auch der Figurengruppe dürfte jedoch schon zu einem frühen Zeitpunkt erfolgt sein. Die Röntgenaufnahmen des Gemäldes lassen keine größeren Änderungen der Komposition erkennen. Sie zeigen auch, dass Reynolds‘ Werkstatt, wie so häufig, einen nicht unerheblichen Anteil an der Ausführung gehabt haben dürfte. Von Philadelphia vollendete der Maler lediglich das Gesicht. Das nur in einigen grundlegenden Pinselstrichen angegebene Kleid dürfte sein für Gewänder zuständiger Werkstattleiter oder „drapery-man“ Peter Toms besorgt haben. Tysoe Saul Hancock, Elizabeth und Clarinda dagegen scheinen in einem Zug von Reynolds selbst gemalt zu sein.
13Von besonderem Reiz sind die indischen Gewänder der beiden Letztgenannten. Sie sollen auffallen und auf die engen Beziehungen der Familie zu dem eben eroberten Indien hinweisen. Womöglich wurde auch Clarinda selbst aus ähnlichen Erwägungen letztlich in das Familienbildnis aufgenommen. Es spricht zugleich Vieles für eine enge Bindung der Familie zu Clarinda, die, wie ihr südindischer Schmuck vermuten lässt, möglicherweise bereits in den frühen 1750er Jahren in Madras in die Dienste der Eheleute Hancock getreten war. Nachdem Tysoe Saul Hancock 1768 aus beruflichen Gründen alleine nach Indien zurückgekehrt war, sprach er in den an die Familie in England gerichteten Briefen voll Zuneigung von Clarinda und schickte ihr Stoffe aus Indien. Vermutlich im zweiten Halbjahr 1780 verstarb sie, noch immer in den Diensten Philadelphias und Elizabeths stehend, nach schwerer Krankheit.
14Das Gruppenbildnis blieb, zusammen mit einem zur selben Zeit von Reynolds geschaffenen Porträt des Familienfreundes und Patenonkels Warren Hastings (1766–1768; heute in der National Portrait Gallery, London), bis zur Zwangsversteigerung des Besitzes von Elizabeths Witwer Henry Austen im Jahr 1817 im Familienbesitz.
158
16Material/Technik9Material/Technik
17Leinwand10Leinwand
1811
19Maße12Maße
20Bildmaß: 140,8 x 173,7 cm13Bildmaß: 140,8 x 173,7 cm; Rahmenaußenmaß: 167 x 200,8 cm
2114
22___15___
2316
2417
25- Gemalt ...18- Gemalt ...
26 + wer: [Joshua Reynolds (1723-1792)](https://smb.museum-digital.de/people/3929)19 + wer: [Joshua Reynolds (1723-1792)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=3929)
27 + wann: 1765-1766 [circa]20 + wann: 1765-1766 [circa]
28 + wo: [London](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=122)
29 21
30- Verkauft ...
31 + wer: [The Leger Galleries](https://smb.museum-digital.de/people/205002)
32 + wann: 1978
33 + wo: [London](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=122)
34 + 1978 Ankauf von The Leger Galleries, London
35
36- Wurde abgebildet (Akteur) ...
37 + wer: [Philadelphia Austen (1730-1792)](https://smb.museum-digital.de/people/205001)
38
39- Wurde abgebildet (Akteur) ...
40 + wer: [Tysoe Saul Hancock (1723-1775)](https://smb.museum-digital.de/people/205000)
41
42## Bezug zu Orten oder Plätzen
43
44- [England](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=317)
45
46## Links/Dokumente22## Links/Dokumente
4723
48- [Das Objekt bei SMB-digital](https://id.smb.museum/object/869667)24- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869667)
4925
50## Schlagworte26## Schlagworte
5127
52- [Bild](https://smb.museum-digital.de/tag/23451)28- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
53- [Frau](https://smb.museum-digital.de/tag/68)29- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
54- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/tag/266)
55- [Landschaft](https://smb.museum-digital.de/tag/858)
56- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/tag/17255)
57- [Malerei](https://smb.museum-digital.de/tag/106)
58- [Schriftstellerin](https://smb.museum-digital.de/tag/19988)
59- [Tochter](https://smb.museum-digital.de/tag/4772)
60- [Woche](https://smb.museum-digital.de/tag/47342)
6130
62___31___
6332
6433
65Stand der Information: 2022-06-25 09:25:0834Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
66[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)35[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
6736
68___37___
Gemäldegalerie

Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

Das Museum kontaktieren