# Fröhliche Gesellschaft
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 1983
Beschreibung
In diese heitere, von sinnlichen Genüssen angeregte Gesellschaft wird der Betrachter durch Bewegungen, durch Blicke und durch den Verzicht auf eine Vordergrunddistanz unmittelbar einbezogen. Ein beleibter Alter mit Violine erzeugt eine fast hörbare Ausgelassenheit. Reste einer Mahlzeit, auf dem Boden verstreute Muschelschalen, Weinkannen an der Wand, besonders aber die überaus geckenhafte Kleidung der jungen Herren und ihre provozierende Haltung weisen auf das in der moralisierenden Literatur der Zeit viel gescholtene Luderleben der holländischen Wohlstandsschicht. Das Thema der »fröhlichen Gesellschaft«, wie es im frühen 17. Jahrhundert in der holländischen Malerei verbreitet wurde, hatte stets auch eine belehrende Komponente. Die Komposition Buytewechs besticht durch eine geradezu mathematische Symmetrie. Genau in der Mitte der rückwärtigen Zimmerwand ist ein breitformatiges Landschaftsgemälde – ein Bild im Bilde – aufgehängt. Wie darin drei Baumgruppen am Ufer eines Gewässers aufragen, so gruppieren sich davor sechs Personen paarweise um einen wiederum genau in der Mitte stehenden Tisch. Das Paar hinter diesem dekorativen, die Bildachse betonenden Möbel mit oktogonaler Platte, auf der eine feine Glasschale mit Naschwerk steht, ist dem Betrachter frontal zugewandt. Der Mann blickt ihn zudem aus runden Augen direkt und herausfordernd an, während er mit zärtlicher Geste ein kokett lächelndes Mädchen mit Weinglas an sich zieht. Die beiden seitlichen Figurenpaare wenden sich in Körperhaltung und mit Blicken zwar dem Bildzentrum zu, das ausgestreckte Bein des fast in Schräglage auf dem Stuhle lümmelnden Kavaliers rechts markiert mit dem bis an den unteren Bildrand reichenden Schuh jedoch ostentativ nochmals die Bildachse. Zugleich strebt die jeweils äußere Figur – rechts eine junge Magd, mit Zinnschüssel, links ein Kavalier mit großem Federhut – aus dem Raume heraus. In der ursprünglichen Fassung hatte die Zinnschüssel der Magd rechts ihr Äquivalent in einem Tongefäß, in das der Mann links urinierte, nicht ohne den Vorgang mit der rechten Hand diskret abzuschirmen.
Einer der Vorbesitzer des Bildes muss dieses Detail als peinlich empfunden haben. Er ließ es so übermalen, dass die gewölbte Hand des Mannes auf einer Stuhllehne ruhte, mit der der unbekannte Restaurator das unziemliche Gefäß einfach übermalt hatte. Eine erhaltene Fotografie des Vorbesitzers gibt den originalen, bei einer späteren Restaurierung wiederhergestellten Zustand wieder. Zugleich zeigt es eine weitere, die Komposition entstellende Übermalung vermutlich des 19. Jahrhunderts. Offenbar erschien dem damaligen Eigentümer das an der Rückwand des Zimmers hängende Landschaftsbild als zu dominant, so dass er es um das rechte Drittel verkleinern ließ. Auch »bereinigte« er den Dielenboden, indem er die dort verstreuten Austernschalen durch Übermalung unsichtbar machte. Diese Art von restauratorischer Willkür an alten Bildern kam häufiger vor. In diesem Fall waren die vermeintlichen Korrekturen bereits vor dem Ankauf des Werkes durch die Berliner Gemäldegalerie bereits wieder rückgängig gemacht worden.
Noch 1912 konnte Wilhelm von Bode seine intuitive Zuschreibung an Buytewech nicht untermauern, weil Tafelbilder des Malers kaum bekannt waren. Das Berliner Werk aus der Spätzeit wurde daher lange Zeit Dirk Hals zugeschrieben. Buytewech, von Zeitgenossen »de gheestige Willem« genannt, war in der Tat vor allem ein Meister der graphischen Künste. Bis heute sind lediglich acht Gemälde von seiner Hand nachgewiesen. Buytewech hat lediglich von 1612 bis 1617 in Haarlem gelebt. Der reiche künstlerische Impuls dieser neben Amsterdam vergleichsweise provinziellen Stadt hat ihn jedoch nachhaltig beeinflusst. Unser Bild entstand erst, nachdem der Meister wieder in seine Heimatstadt Rotterdam zurückgekehrt war.| Irene Geismeier
1926 erworben durch den Kaiser Friedrich Museumsverein, Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsvereins
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 65 x 81,5 cm; Rahmenaußenmaß: 83,8 x 102,2 x 10 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Willem Pietersz. Buytewech (1591-1624)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47526)
+ wann: 1622-1624
+ wo: [Rotterdam](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=3371)
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=869413)
## Schlagworte
- [Baumgruppe](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=9577)
- [Bewegung](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=33684)
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Gesellschaft](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=4907)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
- [Mahlzeit](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=15984)
- [Mise en abyme (Bild im Bild)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=37114)
- [Muschelschale](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=16600)
- [Person](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=786)
- [Restaurierung](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=24350)
- [Violine](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=4978)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=869413&resolution=superImageResolution#1045725