# Die Kreuzigung Christi (Kaufmannsche Kreuzigung)
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 1833
Beschreibung
Die schlanke Tafel, deren originaler Rahmen verloren ist, schildert das Geschehen von Golgatha. Die Komposition wird beherrscht von den die Bildfläche gliedernden Kreuzen und dem übergroßen Leib Christi. Die Kreuze, an welche die beiden Schächer in bizarren Haltungen gebunden sind, ordnen sich in ornamentaler Flächengeometrie dem Kruzifix unter. Engel mit Weihrauchfässern über den Querbalken, die die Sphäre des Himmels andeuten, beklagen den Gekreuzigten. Zu Füßen des Kreuzes herrscht dichtes Gedränge. Dem Betrachter erschließt sich das Geschehen, da er in einer Art Kavaliers perspektive von oben in die Szene hineinblickt. Vorn links stehen die Leidtragenden. Johannes stützt Maria, Magdalena umfaßt den Kreuzstamm, eine der Trauernden wendet sich schmerzerfüllt vom Geschehen ab. Dahinter ist der blinde Longinus zu sehen, der mit der Lanze die Seitenwunde Christi öffnet und durch Tropfen des heiligen Blutes von seinem Leiden geheilt wird. Rechts vom Kreuz streiten sich einige verwegen aussehende Gestalten, die Henkersknechte, um den Rock Christi, über den sie das Los geworfen hatten. Dahinter erblickt man die römischen Legionäre. Unter ihnen ragt die Gestalt des guten Hauptmanns heraus. Er hat die Gottheit Christi erkannt und weist auf ihn als den wahren Sohn Gottes hin. Longinus gegenüber reicht ein Henkers - knecht den Schwamm mit Essig zu Christus hoch. In der zusammengeballten Dichte des Geschehens, in erregten Gesichtern, eindringlichen Blicken und lebhafter Gestikulation, wird die Erschütterung, die das Ereignis bei den Beteiligten ausgelöst hat, anschaulich. Spannung erfüllt selbst noch die Kurvatur der Faltendraperien. Die Zeichnung und Modellierung der Formen ist präzis und klar, die Linienführung von kalligraphischer Eleganz. Die hellen, leuchtenden Farben, die dennoch eigentümlich gebunden erscheinen, unterstreichen in subtiler Weise die Bedeutung und Sinnhaftigkeit der einzelnen Gestalten. Die malerische Durchführung erinnert in ihrer Präzision und Detailfreude eher an Miniaturmalerei als an Tafelmalerei. Der Goldgrund ist bedauerlicherweise später erneuert worden. Eine bolognesische Miniatur aus der Zeit um 1346/50, das Kanonblatt aus einem Missale in Rom (Archivio di S. Pietro), wurde als Vorbild benannt. Es könnte einigen Zügen der Komposition als Anregung gedient haben. Vielleicht war das Vorbild nicht zufällig eine Miniatur. Über die regionale Herkunft der Tafel gibt es keine Gewißheit. Traditionell wird sie der Böhmischen Malerschule zugerechnet, die am Hof Karls IV. blühte. Dafür gibt es gute Gründe. Andere Wissenschaftler verweisen auf stilistische Vorbilder in Österreich. Insbesondere die gemalten Tafeln des Verduner Altars in Kloster Neuburg von etwa 1330/31 sind hier in Betracht zu ziehen. Aber auch Nachfolgewerke wie das Kanonbild aus einem Missale in St. Pölten sind in Zusammenhang mit unserer Tafel zu sehen. Die Verflechtungen zwischen den beiden Kunstlandschaften in dieser Zeit sind eng. Beide unterliegen den gleichen wechselseitigen Einflüssen. Grenzen sind schwer zu ziehen.| Wilhelm H. Köhler
Entstehungsort stilistisch: Böhmen
Material/Technik
Leinwand (Holz auf Leinwand übertragen)
Maße
Bildmaß: 69,3 x 31,7 cm; Rahmenaußenmaß: 72,5 x 35 cm
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- Hergestellt ...
+ wann: 1350 [circa]
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=870133)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
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Stand der Information: 2021-07-23 16:35:16
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=870133&resolution=superImageResolution#1046415