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Gemäldegalerie Malerei Italien (13.-15. Jh.) [1170] Archiv 2021-07-31 11:34:48 Vergleich

Thronende Maria mit dem Kind und den Heiligen Johannes der Täufer, Franziskus von Assisi, Paulus und Hieronymus (Mary and the Child Enthroned with Sts. John the Baptist, Francis of Assisi, Paul and Jerome)

AltNeu
1# Thronende Maria mit dem Kind und den Heiligen Johannes dem Täufer, Franziskus von Assisi, Paulus und Hieronymus1# Thronende Maria mit dem Kind und den Heiligen Johannes der Täufer, Franziskus von Assisi, Paulus und Hieronymus (Mary and the Child Enthroned with Sts. John the Baptist, Francis of Assisi, Paul and Jerome)
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3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)3[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/institution/12)
4Sammlung: [Malerei](https://smb.museum-digital.de/collection/141)
5Sammlung: [Italien (13.-15. Jh.)](https://smb.museum-digital.de/collection/151)
4Inventarnummer: 11706Inventarnummer: 1170
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6Beschreibung8Beschreibung
7Der Stadtherr Alessandro Sforza übergab den Barfüßern von Pesaro 1465 die Kirche S. Giovanni Battista – vormals S. Eraclio –, die nach architektonischen Prinzipien der Frührenaissance als Begräbniskirche für seine Familie umgebaut wurde. Die veränderten inhaltlichen und formalen Bezüge zum Kirchenpatron, zu den Franziskanern und zur erneuerten Architektur geboten förmlich den Auftrag für einen neuen Hochaltar. Die Forschung mutmaßt, Alessandro Sforza habe sich 1467 anläßlich seiner Einsetzung zum Befehlshaber der Landstreitkräfte Venedigs in den dortigen Werkstätten umgesehen. Die Kunst des Marco Zoppo, geschult in Ferrara und Padua, wird seinen Vorstellungen von zeitgemäßem Stil entsprochen haben. In der gewaltigen Pala für Pesaro brach der Maler mit der in Oberitalien noch allgemein gebräuchlichen vielteiligen gotischen Altarform. Eingebunden in die vermutlich strenge Gliederung des Kirchenraums, erhielt auch der Altar einen Architekturrahmen. Wie dieser ausgesehen haben könnte, schließt man aus Giovanni Bellinis Altar der Marienkrönung für S. Francesco in Pesaro, der wohl in engem Bezug zu dem des Zoppo wenige Jahre später entstanden ist. Mit Sicherheit gehörte der von Engeln gestützte Christus im Grabe, heute in den Musei Civici in Pesaro, als Auszugsbild zu dem Werk und stellte so den Bezug zur Sepulkralfunktion der Kirche her. Das Tondo mit dem Haupt des Täufers, ebendort, befand sich wohl in der Mitte. Die Rekonstruktion der Predella wird diskutiert. Ob die Pilaster wie bei Bellinis Altar mit kleinformatigen Darstellungen Heiliger geschmückt waren, ist nicht nachweisbar. Nach der Zerstörung von S. Giovanni Battista 1530/40 wurde der Altar in eine neuerrichtete Kirche gleichen Namens gebracht, um das Jahr 1800 daraus entfernt und zerteilt. Die Mitteltafel kam mit der Sammlung Solly nach Berlin. Auf der Mitteltafel überragen die wuchtigen Heiligen die Gottesmutter. Das ist ein ikonographisch unübliches realistisches Motiv, welches es zuvor in gemäßigter Form nur zweimal, in Padua und in Ascoli, gegeben hatte. Dennoch wird Marias Bedeutung im Heilsplan Genüge getan, denn die Hauptrichtungen der Bildkonstruktion, ursprünglich wohl auch der Architektur, sammeln sich in ihrem Antlitz. Ausgleichend ist zudem die Thronrückwand mit antikisierendem Dekor und einem bogenförmigen Gewinde aus Blumen und Früchten – symbolisch deutbar – erhöht. Ihr bewegter Umriß hielt wohl die Mitte zwischen dem tiefen, gegliederten Landschaftshintergrund und dem originalen strengen Rahmen. Sicher verstärkte seine Architektur eine heute noch deutliche spannungsvolle Beziehung zwischen Betrachter und Darstellung: Aus dem Raum heraus scheinen die Heiligen dem Gläubigen entgegenzutreten. Keine der Vordergrund figuren nimmt den Blickkontakt zu ihm auf, wie üblich, sondern der heilige Paulus in der zweiten Reihe. Der Täufer und Hieronymus vorn führen ihren leidenschaftlichen Disput über die Breite der Tafel hinweg. Körperbewegung, knitternde und flatternde Gewänder suggerieren seelische Erregung. Vertiefung in die Heilslehre und Hinwendung der Menschen zu Christus werden im Altarwerk für Pesaro bildhaft vermittelt.| Hannelore Nützmann 9Dieses nahezu quadratische Altarbild schmückte ursprünglich den Hauptaltar der Kirche S. Giovanni Battista in Pesaro, die deren Stadtherr Alessandro Sforza hatte erbauen lassen. Konzeptionell entspricht es dem Bildtypus der Sacra conversazione (heilige Unterhaltung): Es zeigt die Jungfrau und das Jesuskind mit vier Heiligen im selben, hier quadratischen Bildraum. Diese Darstellungsweise, eine Modernisierung des seinerzeit weit verbreiteten Polyptychons, war in den 1430er-Jahren von Frau Angelico und Filippo Lippi in Florenz entwickelt worden. Im Veneto fand sie erst ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Eingang in die Malerei, obwohl Künstler wie Andrea Mantegna und Giovanni Bellini entsprechende Vorstöße unternahmen. Doch es war Marco Zoppo, der mit seiner Thronenden Madonna den entscheidenden Schritt wagte. Der in Cento bei Bologna geborene Zoppo kam Mitte der 1450er-Jahre nach Padua, um unter Francesco Squarcione zu arbeiten, der ein Jahrzehnt zuvor bereits Andrea Mantegnas Lehrer gewesen war. In Padua entwickelte Zoppo einen kalligrafischen, »mineralischen« Stil, der auch diese Tafel prägt: Die Gewänder der Figuren scheinen wie in Bergkristall geschnitten, ebenso wie die Thronornamente, vor allem die mit Wacholderzweigen geschmückten Schalen von Meeresschnecken auf beiden Seiten. Zoppos Signatur im Unterteil des Bildes verweist darauf, dass das Bild in Venedig entstand, der Heimat Giovanni Bellinis. In den hellen Farben und dem reinen Licht, in das die Landschaft im Hintergrund getaucht ist, zeigt sich der Einfluss Bellinis. Sie wurden später zu einem allgemeinen Charakteristikum der venezianischen Malerei. Die Art und Weise, in der Zoppo die Figuren im Vordergrund mit der Landschaft im Hintergrund zu verzahnen sucht, ist bemerkenswert: Die von einer Blumengirlande gerahmte Kirche oberhalb von Marias Thron ist keine andere als S. Giovanni Battista in Pesaro, für die dieses Bild gemalt wurde. Ein Vergleich mit den Werken Giovanni Bellinis zeigt jedoch die Kluft zwischen beiden Künstlern. Auch der junge Bellini entwickelte, inspiriert von Mantegna, zunächst einen sehr mineralischen Stil, von dem er sich löste, als er zu einem eigenen Stil fand. Zoppo jedoch konnte offenbar nicht anders, als alles, was er malte, zu »versteinern«: Die Heiligenscheine schweben über den Köpfen der Dargestellten wie goldene Scheiben, und selbst die Vegetation scheint aus Stein gehauen. Ein paar Jahre nachdem Zoppo sein Altarbild vollendet hatte, erhielt Bellini den Auftrag, für die zweite Franziskanerkirche in Pesaro eine Marienkrönung (Abb. links) zu malen, die das Format und die Verzahnung der Figuren mit der Landschaft aus Zoppos Version aufgriff. Das Verhältnis von Farbe und Licht ist in Bellinis Gemälde viel subtiler ausbalanciert. Wir wissen nicht, ob Zoppo das Werk seines Konkurrenten je zu Gesicht bekam oder ob er seine Niederlage eingestand. Die Gelegenheit für eine Revanche blieb ihm verwehrt, denn er starb 1478 im Alter von nur 45 Jahren.| 200 Meisterwerke der europäischen Malerei - Gemäldegalerie Berlin, 2019 SIGNATUR / INSCHRIFT: MARCO ZOPPO DABOLO/GNIA PINSIT MCCCCLXXI/I(...) VINEXIA ::::::::::::: This altarpiece originally occupied the main altar of the Church of San Giovanni Battista in Pesaro, built by the lord of the place, Alessandro Sforza. Its typolog follows the scheme of the sacra conversazione or “holy conversation”, with the Virgin and Child surrounded by saints represented in the same space, in square format. This type of representation, which modernized the ancient typology of the polyptych, had been invented in Florence in the 1430s by Fra Angelico and Filippo Lippi. In Veneto, painters still hesitated to use it until the second half of the 15th century, even if artists like Andrea Mantegna and Giovanni Bellini made attempts in this direction. But it was Marco Zoppo who proposed a decisive step with this very painting. Born in Cento, near Bologna, Zoppo came to Padua in the mid-1450s to work with Francesco Squarcione, who had been Andrea Mantegna’s master a decade before. There, he developed a style calligraphic and mineral, well visible in the present painting: the draperies of the figures seem to have been cut in a rock crystal, as the ornaments of the throne, to begin with the shells on the sides, containing beautiful juniper flowers. In his signature at the bottom of the picture, Zoppo indicates that he had made this altarpiece in Venice, home of Giovanni Bellini. The taste for transparent colour and pure light, which is clearly seen in the distant landscape surrounding the figures, can be identified as an influence from Bellini and would later become common in Venetian painting. It is interesting to notice how Zoppo tries to link the figures in the foreground to the landscape behind them: the church in the distance, framed by a garland of flowers above the throne of the Virgin, is none other than the church of San Giovanni Battista in Pesaro, for which the altarpiece was painted. A comparison with the work of Giovanni Bellini shows, however, the gap between the two artists. The young Bellini also used to paint in a very mineral style, inspired by Mantegna, before detaching himself from this influence in order to reach a synthesis of his own. Zoppo could not help but continue petrifying everything: the halos on the saints’ heads look like golden plates, while even the vegetation in the landscape seems made of rocks. A few years after Marco Zoppo’s altarpiece, Bellini was asked by the other Franciscan order in Pesaro to paint a Coronation of the Virgin (fig. left) that should take up the unified format and the integration between holy characters and landscape. Here, the balance between colour and light is much subtler than for Zoppo. It is not known whether Zoppo saw Bellini’s work, or whether he admitted his defeat; in any case, he never had the opportunity to ask for revenge, for he died in 1478, at the age of only 45.| 200 Masterpieces of European Painting - Gemäldegalerie Berlin, 2019
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9SIGNATUR / INSCHRIFT: MARCO ZOPPO DABOLO/GNIA PINSIT MCCCCLXXI/I(...) VINEXIA
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111821 Ankauf aus der Sammlung des Kaufmanns Edward Solly, Berlin
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17Bildmaß: 268 x 258 cm; Rahmenaußenmaß: 293,7 x 282,8 cm15Bildmaß: 268 x 258 cm, Bildmaß (Höhe x Breite): 268 x 258 cm, Rahmenaußenmaß: 293,7 x 282,8 cm, Rahmenaußenmaß (Höhe x Breite): 293.7 x 282.8 cm
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23 + wer: [Marco Zoppo (1433-1478)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=1687)21 + wer: [Marco Zoppo (1433-1478)](https://smb.museum-digital.de/people/1687)
24 + wann: 147122 + wann: 1471
25 + wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=197)23 + wo: [Italien](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=197)
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27## Bezug zu Personen oder Körperschaften
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29- [Paulus (Apostel) (10-60)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=7136)
30- [Johannes der Täufer](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=7364)
31- [Sophronius Eusebius Hieronymus (Heiliger) (347-420)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=17092)
32- [Franziskus (Heiliger) (1182-1226)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=18600)
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34## Bezug zu Orten oder Plätzen
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36- [Oberitalien](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=14781)
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38## Links/Dokumente25## Links/Dokumente
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40- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=871275)27- [Das Objekt bei SMB-Digital](https://id.smb.museum/object/871275)
28- [Das Objekt bei SMB-digital](https://id.smb.museum/object/871275)
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42## Schlagworte30## Schlagworte
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44- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)32- [Altaraufsatz](https://smb.museum-digital.de/tag/24248)
45- [Madonna mit Kind](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=33818)
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50Stand der Information: 2021-07-31 11:34:4837Stand der Information: 2023-04-12 14:10:19
51[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)38[CC BY @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)
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55- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=871275&resolution=superImageResolution#104746642- https://id.smb.museum/digital-asset/5248572
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Objekt aus: Gemäldegalerie

Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...

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