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1 | # Der Middelburger-Altar (Bladelin-Altar), 3 Tafeln | 1 | # Der Middelburger-Altar (Bladelin-Altar), 3 Tafeln |
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3 | [Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/in | 3 | [Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12) |
4 | Inventarnummer: 535 | 4 | Inventarnummer: 535 |
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6 | Beschreibung | 6 | Beschreibung |
7 | Rogier van der Weyden, der von seinen Zeitgenossen fast ebenso sehr bewundert wurde wie Jan van Eyck, hat durch seine prägnante, asketisch strenge Formensprache und seinen plastischen, wirklichkeitsnahen Stil das Gesicht der nordländischen Kunst entscheidend geprägt. Er war die Zentralfigur der niederländischen Malerei in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine künstlerische Ausstrahlung von solcher Breite und Tiefe konnte nur einem genialen Künstler beschieden sein, dessen Schaffen sich kongenial zu seiner Umgebung und Zeit entwickelte. Die Beinamen unseres Altares erinnern an den Ort, für den er der Überlieferung nach bestimmt war, sowie an seinen möglichen Stifter Pieter Bladelin (um 1410-1472). Bladelin, der vom Steuereinnehmer seiner Vaterstadt Brügge zum allgewaltigen Finanzminister des burgundischen Staates und zum Schatzmeister des Ordens vom Goldenen Vlies aufgestiegen war, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der an ungewöhnlichen Männern so reichen Zeit. Die Macht Burgunds beruhte auf der Kapitalkraft des Landes und seiner vornehmsten Repräsentanten, die die Herzöge durch Schenkungen und Begünstigungen förderten und so für ihre Ziele gewannen. Das Leben am Hof mit seinen Festen und Turnieren, bestimmt durch die hohen Ideale des Rittertums, war Bestandteil dieser Lebensform, die auch für Bladelin als Ritter, Vertreter des Großkapitals und einflußreicher Ratgeber Philipps des Guten von Burgund verbindlich war. Er ist unter anderem mit der Aufgabe betraut worden, die Geldmittel für den Kreuzzug gegen die Türken zu verwalten. Im Jahre 1440 wurde er mit der wichtigen Mission beauftragt, Karl von Orléans aus der englischen Gefangenschaft loszukaufen, in die ihn die vernichtende Niederlage des französischen Ritterheeres in der Schlacht von Azincourt (1415) geführt hatte. Die steile Karriere Bladelins, sein politischer Einfluß und sein ungeheurer Reichtum haben selbst seine Zeitgenossen in Erstaunen versetzt. Die schier unbegrenzten Geldmittel verwendete er zu Eindeichungen – der Bladelinpolder zwischen Sluis und Zuidsande erinnert an ihn – und seiner wohl ungewöhnlichsten Leistung: der Gründung einer neuen Stadt. Auf unbebautem Land nordöstlich von Brügge, einst im Besitz der Abtei von Middelburg auf Zeeland, ließ Bladelin die Stadt Middelburg errichten. Die Stadtgründung umfaßt den Zeitraum von 1448 bis 1464. Im Jahre 1460 wurde die Kirche geweiht, für die der von Rogier van der Weyden geschaffene Altar möglicherweise bestimmt war. Der Altar gehört zu den Werken, die die Kunst Rogiers in vollkommener Weise repräsentieren. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß er schon früh als vorbildhaft empfunden und demzufolge häufig kopiert worden ist. Eine dieser Kopien, die sich noch heute in der Kirche von Middelburg befindet, sowie die Zitation der Stadtansicht der Mitteltafel in der 1641/44 erschienenen »Flandria Illustrata«, wo sie als Bladelins Schloß bezeichnet wird, haben die Argumente zur Bestimmung der Herkunft des Altares und seines Stifters Pieter Bladelin geliefert. Allerdings handelt es sich bei der Stadt auf dem Gemälde um eine Phantasieansicht von Bethlehem, keineswegs um ein Porträt von Middelburg. Zweifel an der Identifikation des ursprünglichen Aufstellungsortes und des Stifters bleiben daher bestehen. Auf der Mitteltafel, im Zentrum des Altares, ist die Geburt Christi dargestellt. Sie bildet den inhaltlichen Mittelpunkt des Werkes. In der Ruine des Stalles liegt das göttliche Kind, dem sich Maria, Joseph, drei Engel und der Stifter andachtsvoll zuwenden. Aus der Höhe schweben drei weitere Engel herab, während in der sich links im Hintergrund anschließenden Landschaft die Verkündigung der Christgeburt an die Hirten dargestellt ist. Rechts im Hintergrund schließt sich der Ausblick auf die Stadt an, in der die Menschen ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Alter Tradition folgend, hat Rogier van der Weyden die Darstellung der Geburt Christi d | 7 | Rogier van der Weyden, der von seinen Zeitgenossen fast ebenso sehr bewundert wurde wie Jan van Eyck, hat durch seine prägnante, asketisch strenge Formensprache und seinen plastischen, wirklichkeitsnahen Stil das Gesicht der nordländischen Kunst entscheidend geprägt. Er war die Zentralfigur der niederländischen Malerei in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine künstlerische Ausstrahlung von solcher Breite und Tiefe konnte nur einem genialen Künstler beschieden sein, dessen Schaffen sich kongenial zu seiner Umgebung und Zeit entwickelte. Die Beinamen unseres Altares erinnern an den Ort, für den er der Überlieferung nach bestimmt war, sowie an seinen möglichen Stifter Pieter Bladelin (um 1410-1472). Bladelin, der vom Steuereinnehmer seiner Vaterstadt Brügge zum allgewaltigen Finanzminister des burgundischen Staates und zum Schatzmeister des Ordens vom Goldenen Vlies aufgestiegen war, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der an ungewöhnlichen Männern so reichen Zeit. Die Macht Burgunds beruhte auf der Kapitalkraft des Landes und seiner vornehmsten Repräsentanten, die die Herzöge durch Schenkungen und Begünstigungen förderten und so für ihre Ziele gewannen. Das Leben am Hof mit seinen Festen und Turnieren, bestimmt durch die hohen Ideale des Rittertums, war Bestandteil dieser Lebensform, die auch für Bladelin als Ritter, Vertreter des Großkapitals und einflußreicher Ratgeber Philipps des Guten von Burgund verbindlich war. Er ist unter anderem mit der Aufgabe betraut worden, die Geldmittel für den Kreuzzug gegen die Türken zu verwalten. Im Jahre 1440 wurde er mit der wichtigen Mission beauftragt, Karl von Orléans aus der englischen Gefangenschaft loszukaufen, in die ihn die vernichtende Niederlage des französischen Ritterheeres in der Schlacht von Azincourt (1415) geführt hatte. Die steile Karriere Bladelins, sein politischer Einfluß und sein ungeheurer Reichtum haben selbst seine Zeitgenossen in Erstaunen versetzt. Die schier unbegrenzten Geldmittel verwendete er zu Eindeichungen – der Bladelinpolder zwischen Sluis und Zuidsande erinnert an ihn – und seiner wohl ungewöhnlichsten Leistung: der Gründung einer neuen Stadt. Auf unbebautem Land nordöstlich von Brügge, einst im Besitz der Abtei von Middelburg auf Zeeland, ließ Bladelin die Stadt Middelburg errichten. Die Stadtgründung umfaßt den Zeitraum von 1448 bis 1464. Im Jahre 1460 wurde die Kirche geweiht, für die der von Rogier van der Weyden geschaffene Altar möglicherweise bestimmt war. Der Altar gehört zu den Werken, die die Kunst Rogiers in vollkommener Weise repräsentieren. Es ist deshalb nicht erstaunlich, daß er schon früh als vorbildhaft empfunden und demzufolge häufig kopiert worden ist. Eine dieser Kopien, die sich noch heute in der Kirche von Middelburg befindet, sowie die Zitation der Stadtansicht der Mitteltafel in der 1641/44 erschienenen »Flandria Illustrata«, wo sie als Bladelins Schloß bezeichnet wird, haben die Argumente zur Bestimmung der Herkunft des Altares und seines Stifters Pieter Bladelin geliefert. Allerdings handelt es sich bei der Stadt auf dem Gemälde um eine Phantasieansicht von Bethlehem, keineswegs um ein Porträt von Middelburg. Zweifel an der Identifikation des ursprünglichen Aufstellungsortes und des Stifters bleiben daher bestehen. Auf der Mitteltafel, im Zentrum des Altares, ist die Geburt Christi dargestellt. Sie bildet den inhaltlichen Mittelpunkt des Werkes. In der Ruine des Stalles liegt das göttliche Kind, dem sich Maria, Joseph, drei Engel und der Stifter andachtsvoll zuwenden. Aus der Höhe schweben drei weitere Engel herab, während in der sich links im Hintergrund anschließenden Landschaft die Verkündigung der Christgeburt an die Hirten dargestellt ist. Rechts im Hintergrund schließt sich der Ausblick auf die Stadt an, in der die Menschen ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Alter Tradition folgend, hat Rogier van der Weyden die Darstellung der Geburt Christi d |
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9 | Material/Technik | 9 | Material/Technik |
10 | Eichenholz | 10 | Eichenholz |
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12 | Maße | 12 | Maße |
13 | 13 | Bildmaß: je Fl 093,5 x 041,7; Bildmaß: Mitteltafel 93,6 x 92 cm; Rahmenaußenmaß: 107,7 x 218,8 cm | |
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15 | ___ | 15 | ___ |
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18 | - Gemalt ... | 18 | - Gemalt ... |
19 | + wer: [Rogier van der Weyden ( | 19 | + wer: [Rogier van der Weyden (-1464)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47371) |
20 | + wann: 1445 [circa] | 20 | + wann: 1445 [circa] |
21 | + wo: [Brüssel](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=512) | ||
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23 | - Gekauft ... | ||
24 | + wer: [Kunsthandlung Lambert Jean Nieuwenhuys](https://smb.museum-digital.de/people/204997) | ||
25 | + wann: 1843 | ||
26 | + wo: [Brüssel](https://smb.museum-digital.de/oak?ort_id=512) | ||
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28 | ## Links/Dokumente | 22 | ## Links/Dokumente |
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30 | - [Das Objekt bei SMB-digital](http | 24 | - [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=871762) |
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32 | ## Schlagworte | 26 | ## Schlagworte |
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34 | - [Eichenholz](https://smb.museum-digital.de/ | 28 | - [Eichenholz](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=12020) |
35 | - [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/ | 29 | - [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266) |
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40 | Stand der Information: 202 | 34 | Stand der Information: 2021-01-30 03:09:44 |
41 | [CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/) | 35 | [CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/) |
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Die Gemäldegalerie besitzt eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen europäischer Malerei des 13. bis zum 18. Jahrhunderts. Die Bestände umfassen...
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