# Madonna mit den Schmetterlingen
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Inventarnummer: 87.1
Beschreibung
Die Madonna scheint wie eine Ikone hinter einem reichen Brokatstoff zu schweben. Liebevoll hält sie ihren Sohn im Arm, der mit seiner Hand den Zeige- und Mittelfinger seiner Mutter fest umschließt, so als ob er gerade daran Halt sucht, um leichter nach einer Kirsche greifen zu können. Dargereicht wird ihm diese von einem der zehn Engel, die sich hinter der Madonna versammeln. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass jeder Engel anders gestaltet ist: Sie tragen unterschiedlich kostbare Kleider und Diademe. Genauer bestimmen lassen sich indes nur die roten Engel. Es handelt sich um Seraphim, die in den neun Engelschören am höchsten stehen; ihre rote Farbe leitet sich von ihrer Bezeichnung „Entflammer“ ab. Die Figurengruppe hebt sich deutlich vor dem schwarzen Grund ab, ebenso wie die ungewöhnlichen goldenen Schmetterlinge, die über den Köpfen der Engel flattern. Traditionell stehen sie symbolhaft für die Seele oder die Auferstehung. In der Antike stellte man sich die Seele des Verstorbenen als Falter vor; im Christentum wurde diese Idee übernommen und die Auferstehung Christi mit der Metamorphose der Larve zum Schmetterling verglichen. Auch die dem Christusknaben dargereichte Kirsche verweist auf den Garten Eden.
Seit ihrem Bekanntwerden im Jahr 1957 wurde die Schmetterlingsmadonna in den höfischen Kontext verortet. Grund hierfür ist die Ähnlichkeit mit Buchmalereien, die die Brüder Limburg für den Herzog Jean de Berry schufen, beispielsweise das berühmte Stundenbuch Très Riches Heures. Näher noch stehen dem Berliner Bild jedoch Gemälde, die dem Onkel der Limburgs, Johan Maelwael, und dessen Umkreis zugeschrieben werden. Maelwael, französisch Jean Malouel, war Hofmaler des Burgunderherzogs Johann Ohnefurcht (1404-1419) und wirkte wie auch sein Nachfolger Henri Bellechose in Dijon. Hier hatte Philipp der Kühne (1363-1404) die Kartause von Champmol gegründet, die zugleich auch als Grablege der Herzöge von Burgund bestimmt war. Stilistische Vergleiche rücken die Schmetterlingsmadonna in die Nähe zweier heute im Louvre befindlichen Gemälde: Der Grande Pietà Ronde, wohl von der Hand Johan Maelwaels, und des Martyrium des heiligen Dionysius, eines Altarbilds, das für Champmol geschaffen wurde – wohl von Henri Bellechose. Dabei scheint die Dionysiusmarter dem Berliner Bild hinsichtlich der Ausmodellierung der Inkarnate näher zu stehen. Eine Entstehung im Umfeld des burgundischen Hofes vorausgesetzt, wurde vorgeschlagen, die Schmetterlingsmadonna sei Teil eines Diptychons gewesen, das mit einem durch eine Zeichnung überlieferten Porträt Johann Ohnefurchts zu ergänzen sei. Allerdings birgt diese Rekonstruktion Probleme. Die abgeschlossene Komposition der Schmetterlingsmadonna spricht vielmehr dafür, dass das Gemälde, das zu den frühesten erhaltenen Leinwandbildern zählt, als Einzelbild konzipiert war. Es dürfte um 1415 entstanden sein, in jener Zeit als Johan Maelwael starb und Henri Bellechose diesen als Hofmaler beerbte. | Katrin Dyballa
Entstehungsort stilistisch: Frankreich
Material/Technik
Leinwand
Maße
Bildmaß: 107,50 x 80,90 cm; Rahmenaußenmaß: 121 x 94,2 cm
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- Hergestellt ...
+ wann: 1405-1425 [circa]
+ wo: [Frankreich](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=oak&ort_id=330) <span>[wahrsch.]</span>
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=871899)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Leinwand](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=17255)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=871899&resolution=superImageResolution#1048073