Auf dem Fragment ist ein Vorderteil der auf Kufen ruhenden Prozessionsbarke der Göttin Mut zu erkennen, die auf Stangen von Priestern getragen wird. Die Barke ist mit dem Kopf der Göttin, die die Doppelkrone und mit der Uräusschlange trägt, verziert. Auf dem Bug der Barke haben sich eine Standarte mit dem Sphinx sowie eine Gruppe von drei Personen erhalten. Zwei von ihnen, eine kniende und eine stehende, opfern Gefäße vor der nicht erhaltenen Kapelle, in der sich die Statue der Göttin befand. Diese Gefäße waren mit gelber Farbe gemalt. Die dritte, teilweise erhaltene, Person stützte die Säule, auf der das Dach der Kapelle ruhte. Auf dem Fragment sind noch deutlich die kahl rasierten Köpfe der Priester, in drei Reihen zu je drei Priestern, zu erkennen. Das Relief ist eindeutig eine spätere Arbeit und wurde zweifellos während einer Rekonstruktion nach den Zerstörungen aus der Zeit der religiösen Reform des Königs Echnaton eingefügt. Auf dem Kopf der Mut sind Spuren eines älteren Textes in senkrechten Kolumnen sichtbar. Dieser Text wurde in der Zeit Thutmosis‘ III. an Stelle eines Bildes der Hatschepsut, die die Prozession mit der Amunbarke begleitet, eingefügt. Das Fragment gehört zur nördlichen Wand des oberen Hofes, zur Szene der Prozession aus dem Totentempel Thutmosis‘ I. zum Nil in der Endphase des ‚Schönen Festes vom Wüstental‘. Der Text über der Barke lässt sich folgendermaßen rekonstruieren: Mut, Herrin [des Himmels, Herr]scherin [der Götter] (ist die, die) das Leben und die göttliche Macht gibt.
Nach: Geheimnisvolle Königin Hatschepsut. Ägyptische Kunst des 15. Jahrhunderts v. Chr., hrsg. v. Aksamit, Joanna und Wolniak, Izabela, Warschau 1997, S. 112 (Janusz Karkowski).
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