Auf einer Kline ist halbliegend, mit aufgerichtetem Oberkörper eine Frau, die eine Melonenfrisur mit auf die Schultern fallendem Haar trägt, frontal dem Betrachter zugewandt. Sie stützt ihren linken Arm auf drei Kissen am Kopfende und umarmt ein kleines Kind auf ihrem Schoss. In ihrer rechten Hand hält sie eine Schale empor, um eine Trankspende von den lebenden Familienmitgliedern zu erbitten. Über der erhobenen Hand ist ein liegender Anubis-Schakal auf einer Konsole abgebildet. Die Darstellung in erhabenem Relief war von einer Ädikula-Umrahmung, bestehend aus zwei, den Segmentgiebel tragenden Papyrussäulen und einer Art Basisplatte, eingefasst. Die Fläche zwischen den Klinebeinen ist undekoriert. Die üblichen Opfergaben könnten ehemals in Malerei wiedergegeben worden sein.
Auf dem Sockelbereich des architektonischen Rahmens befindet sich eine beschädigte, griechische Inschrift in zwei Zeilen: „Taaimais (?), (verstorben im Alter von) 8 (+x) Jahren, die kinderliebe, Souairous (?); seid guten Muts!“ Die Todesalter der beiden Dargestellten sind nicht erhalten. Von den Rändern der Kalksteinplatte sind mehrere Fragmente abgebrochen. Typologisch gesehen stammte die Grabstele höchstwahrscheinlich aus dem antiken Ort Terenuthis im Westdelta.
Entweder waren die beiden Verstorbenen Angehöriger derselben Familie, die zeitnah verstorben sind, oder hier wurde die bei der Geburt bzw. kurz nach der Geburt verstorbene Mutter zusammen mit dem ebenfalls verstorbenen Kind in einem Grab bestattet, weshalb sie gemeinsam auf einer Grabstele verewigt wurden.
(I. Liao)
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