Die Geschichte der Wandbekleidung erlebte eine wahrhaft exotische Bereicherung durch die Einfuhr chinesischer Papiertapeten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfreuten sich chinesische Tapeten größter Beliebtheit und waren zu einem begehrten Luxusartikel geworden. Wandfüllende figürliche Szenerien oder blühende Bäume wurden in Kanton für den Export nach Europa in Gouachetechnik auf Papier gemalt. Eine Variante stellen die so genannten „Printroom“ oder „Medaillon-Tapeten à la Chinois“ dar. Die Printroom-Tapeten waren in den frühen 1750er Jahren in England als neue Tapetenmode aufgekommen. Dabei hatte man Kupferstiche direkt auf die Wand oder auf papierenen Untergrund geklebt und umrahmt, beziehungsweise in Dekorationssysteme mit Bordüren, Girlanden, Festons etc hineingesetzt. Diese Art und Weise wurde auf die Chinatapeten übertragen. Auf farbigen Tapetengrund wurden ovale oder rechteckige Bilder mit chinesischen Malereien geklebt und mit zarten Blüten und Blätterwerk eingefasst. Als diese zunächst in England hergestellten Tapeten in ganz Europa zum begehrten Modeartikel geworden waren, konnte man sie ebenso als fertige Rollenware spätestens ab den 1780er Jahren in Fernost bestellen.
Die Medaillon-Tapete des Kunstgewerbemuseums, weist große Ähnlichkeiten zur heute leider zerstörten Tapete im 1798/99 erbauten Schloss Freienwalde auf. Beide zeigen hochrechteckige Bildfelder, die oben und unten jeweils von ovalen Medaillons begleitet werden. Die Malereien schildern Alltagsszenen, wie eine Reisernte, das Bemalen von Porzellan, Verkauf von Stoffen oder eine Bootsfahrt. Umrahmt werden die Bilder von zarten Blütenranken auf türkisblauen Grund. Ein feines Gitterwerk aus Bambus gliedert die Wand in Anlehnung an die damals beliebten Spaliere.
Das späte Entstehungsdatum der Tapete und der Malstil der Umrandung sowie des eigentümlich verfremdeten Spaliergitter weisen auf ein Entstehungsdatum am Ende des 18. Jahrhundert in China.
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