Derartige Tonmodel dienten vor allem der Herstellung von festtäglichem Backwerk, das zu kirchlichen Festen, Hochzeiten oder anderen besonderen Anlässen hergestellt wurde. Aber auch ihre Verwendung für die Anfertigung von Reliefs aus Papiermaché oder zur Glockenzier ist nachgewiesen, so findet sich diese wohl in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandene Darstellung der Heiligen Sippe noch zwischen 1500 und 1522 auf verschiedenen Glocken des Erfurter Glockengießers Heinrich Ciegeler und 1502 auf der Glocke des Heinrich von Prüm in der KArmeliterkirche zu Boppard. Ursprumngsform für die oft in zahlreichen Exemplaren vervielfältigten Backmodel aus gebranntem Ton waren zumeist Patrizen aus Speckstein oder Solnhofener Kalkstein (sog. "Kuchensteine").
Dieses Model zeigt die "Heilige Sippe", die legendäre Verwandtschaft Christi, ausgehend von seiner im Zentrum dargestellten Großmutter Anna mit ihren drei Töchtern, die alle den Namen Maria trugen. Auf einer Bank stehen zur Rechten der Anna das Jesuskind und die Knaben Johannes Ev. und Jakobus d.J., zu ihrer Linken Jakobus d.Ä., Barnabas, Simon und Judas Thaddeus. Die Kinder halten Spruchbänder mit ihren Namen. Hinter der Bank erscheinen die Eltern, zur Rechten Joseph und die als Himmelskönigin gekrönte Maria, daneben Maria Salome und Zebedäus und zur Linken Annas Gemahl Joachim sowie Alphäus und Maria Kleophae. Im Sternenhimmel halten Engel ein Spruchband mit der Inschrift "gloria in excelsis deo" (Ehre sei Gott in der Höhe, Lk 2,14), am unteren Bildrand erscheinen zwei musizierende Engel. LL
Entstehungsort stilistisch: Rheinland (?)
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