Ziborien dienten der Aufbewahrung der konsekrierten Hostie. Dieses aus Süddeutschland stammende Exemplar folgt einem im späten Mittelalter weit verbreiteten Typus, der aus einem durch einen Knauf gegliederten Schaft auf rundem Fuß und einem sechsseitigen Hostienbehälter mit Klappdeckel und bekrönendem Kruzifixus besteht.
Auf den Seitenflächen des Behältnisses befinden sich von sicherer Hand gravierte Heiligendarstellungen. An der Frontseite erscheint eine stehende Madonna mit Kind, links flankiert durch Anna selbdritt, rechts durch den hl. Nikolaus. An der rückwärtigen Scharnierseite befindet sich die Darstellung des hl. Mauritius, links daneben Johannes Ev., rechts der hl. Petrus. Dieses Figurenprogramm war zweifellos auf die Patrozinien am ursprünglichen Verwendungsort des Ziboriums abgestimmt. Figurenstil, Maßwerktypus und einige zeittypische Details der Gewandung erlauben eine Datierung in die Zeit um oder kurz nach 1500.
Lothar Lambacher
Entstehungsort stilistisch: Süddeutschland
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