Ende des 17. Jahrhunderts galt die Faszination der europäischen Höfe den exotisch anmutenden Bilderwelten der fernöstlichen Kultur, die sie vor allem im Porzellan und den hochglänzenden perfekten Lackarbeiten schätzten. Wurden anfangs die aus Japan und China importierten Kabinettkästen auf Tische gesetzt, wandelte sich diese Kombination unter dem Bemühen, die kostbaren Importe zu imitieren, zu dem "Cabinet de la Chine" genannten, eigenständigen neuen europäischen Möbeltyp.
Auf den Außenseiten des Möbels bildet Schwarz den Rahmen für die farbigen Lackmalereien, die auf ehemals weißen – und heute stark vergilbten – Flächen angelegt sind. Sie zeigen auf den beiden Türen figürliche Szenen und den Seiten Felslandschaften mit Bäumen und Blüten. Beim Öffnen der Türen offenbart sich ein anderer Farbklang, hier tragen goldene Rahmen leuchtend rote Füllungen mit Goldmalerei. In den dargestellten Szenen vermischen sich europäische Phantasien mit fernöstlichen Vorbildern. Die Gestaltung des Gestells und Details der Lackarbeit weisen das Stück als Dresdner Arbeit aus. Dort war Martin Schnell (um 1675 - um 1740) seit 1710 der führende Lackkünstler.
Das Lackkabinett kann unter den wenigen erhaltenen Arbeiten besonderen Rang beanspruchen, denn es läßt die Nähe zum Porzellan auf ungewöhnliche Weise anschaulich werden. Die großen, früher weißen Tafeln mit der farbigen Malerei liegen hinter illusionistisch gemalten Schattenkanten leicht vertieft in den schwarzen Rahmen und sind offensichtlich als Imitation von Porzellanfüllungen konzipiert.
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