Runde Schale mit gewelltem Rand, gemalter Dekor in In- und Aufglasurfarben (Blau, Mangan, Gelb, Grün und Schwarz). Im Spiegel ein gerahmtes Medaillon, darin zwei Standfiguren an einem Altar: links Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656, Kurfürst 1611) und rechts Martin Luther. Der Kurfürst trägt einen hermelinbesetzten Mantel und eine Krone und hält mit der Rechten das Kurschwert nach oben. Mit der Linken weist er auf die Bibel, die aufgeschlagen auf der linken Seite des Altars liegt und mit der Aufschrift "BIBLIA SACRA" versehen ist. Daneben liegt ein zweites aufgeschlagenes Buch mit der Aufschrift "CONFESSIO AUGUSTANA". Martin Luther trägt einen langen schwarzen Rock und hält in der Rechten eine brennende Kerze über den Altar. Links neben der Kerze ist zu lesen "Johannes Herzog zu Sachsen, Churfürst", rechts: "D.M. Lutherus Der H. Doctor und Professor zu Wittenberg". Oberhalb der Szene steht die Inschrift "Betrachte das Gemähl und schaue was das Jahr, Dir für ein Jubel=Bild in solchem stellt dar. Gott las dein Wort so lang uns reine führen bis in der Seeligkeit wir Ewig Jubiliren. Anno 1730: d. 25. Junÿ". Die Ornamentik des übrigen Spiegelgrundes und des Steigbordes weist mit dem gelben Beschlagwerk Reminiszenzen an die Renaissance auf. Alternierend eingefügt sind jeweils ein Blütenkorb und ein grünes Blattwerkgebilde mit Blüten.
Rückseitig ist die Schale in Mangan signiert: G.F. (Gre)bner. 1730 - (d.) 2. January à (Nürn)berg
Der Dekor verweist auf die zweite Säkularfeier der Confessio Augustana im Jahr 1730. Anlässlich dieses Jubiläums fertigte die Nürnberger Fayencemanufaktur Schalen und Walzenkrüge mit ähnlichen Dekoren. Unmittelbare Vergleichsstücke zu der Schale, ebenfalls signiert von dem damals für die Manufaktur tätigen Fayencemaler Georg Friedrich Grebner († nach 1744), befinden sich in Sèvres, in Liberec (Reichenberg), in New York (Metropolitan Museum) und im Münchener Kunsthandel Peter Vogt. Auf der Rückseite sind unterschiedlich Entstehungsdaten angegeben (2. Januar 1530 / 14. Januar 1530). Silvia Glaser vermutet in ihrem Bestandskataolg von 2017, dass es sich um Bestellungen bei der Manufaktur gehandelt hat. Die Walzenkrüge (Hamburg, Würzburg, Schloss Höchstädt und Londoner Kunsthandel 1989) sind nicht alle von Grebner signiert, jedoch alle mit dem 23. Juni 1730 datiert. Neben Grebner hat auch sein Malerkollege Philipp Conrad Schwab im Jubiläumsjahr Schalen mit dem Reformationsmotiv dekoriert. Das Motiv basiert auf Kupferstichvorlagen und wurde auch in Medaillenform verbreitet.
Lit.: Kat. Berlin 1976 (Kunstgewerbemuseum), Fayencen, S, 76, Nr. 71; Kat. Berlin (Geheimes Staatsarchiv PK / KGM) 2017: Kreuzwege, S. 250-253 (Lothar Lambacher / Mathis Leibetseder); Silvia Glaser: Nürnberger Fayencen, Bestandskatalog GNM Nürnberg 2017, S. 121-124, Abb. 36, und S.166, Abb. 26 (Vgl.)
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