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Kupferstichkabinett [SZ Füssli 5]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=1062987&resolution=superImageResolution#1674939 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Brustbild einer Frau mit Kapotte (Damenhut mit Kinnband) - Die Ehefrau des Künstlers, Sophia Füssli, geb. Rawlins

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Beschreibung

Wenn Gert Schiff die Zeichnung auch nicht in die Gruppe der Porträts von Füsslis Frau aufgenommen hat, machen Vergleiche deutlich, daß es sich auch hier um eins der vielen Bildnisse von Mrs. Fuseli handelt. Die Charakteristika ihres Gesichtes sind unverkennbar, der kleine, üppige, ein wenig schmollende Mund über einem kurzen Kinn, stark geschwungene Brauen über mandelförmigen Augen, die kleine gerade Nase. (Vgl. Schiff Abb. 1780. »In den Bildnissen der ersten Ehejahre hat sie bei allem pikanten Reiz etwas Verschleiertes, Störrisch-Eigensinniges; später ... wird der Ausdruck ihrer Augen herrisch, kalt, grausam.« Jene Beschreibung Schiffs trifft auch für dieses Blatt zu, in: Johann Heinrich Füssli, 1741–1825, hg. von Werner Hofmann, Kunsthalle Hamburg 1974, S, 20).
Füssli war bereits ein berühmter Mann, als er 1788, beinahe fünfzigjährig die zwanzig Jahre jüngere Sophia Rawlins aus Bath-Easton heiratete. Sie soll ihm weder geistig noch gesellschaftlich ebenbürtig gewesen sein, aber zu wirken verstanden haben. Seine Genialität hatte sich schon früh offenbart. Nach dem Willen des Vaters, selbst Maler, Kunstschriftsteiler und Verleger in Zürich, absolvierte er zunächst ein Theologiestudium. Füsslis vielseitige Bildung erhielt durch den Philologen und Literaten Johann Jacob Bodmer und dessen Schülerkreis entscheidende Impulse, die ihn befähigten, bald seinen eigenen Weg als Dichter und Maler zu finden. Einundzwanzigjährig mußte er die Schweiz aufgrund eines Pamphlets gegen einen erpresserischen Landvogt verlassen, das er mit Lavater und den Gebrüdern Hess, ebenfalls jungen Geistlichen, verfaßt hatte. Nach längerem Aufenthalt in Deutschland traf Füssli 1764 in England ein. Zürich sah er 1778, nach acht Jahren in Italien, nur für sechs Monate wieder, um dann, schon berühmt, bis an sein Lebensende auch als Akademielehrer erfolgreich in London zu wirken.
Zum Reizvollsten innerhalb seines genialen zeichnerischen Werkes gehören die vielen Darstellungen seiner attraktiven Frau. Sie bilden zugleich die einzigen Zeugnisse, die etwas über die Wirklichkeit ihrer Beziehung verraten. Sie war ihm Erotikon, und er bot seine Kunst auf, um ihre modischen Extravaganzen und raffinierten Coiffuren, die auch von seinem fetischistischen Verlangen sprechen, ins rechte Licht zu rücken. In einigen mythologischen Szenen trägt die Frau, die den Mann unterwirft, ihre Züge, dann wiederum zeichnete er sie als Dirne - Schlüssel für den Psychologen. Viele ihrer Porträts galten in der Literatur als »Kurtisanen«, bevor die Auffindung des einen authentizierten Porträts der Mrs. Fuseli (Schiff 1110) es offenbarte, daß fast alle Frauenbildnisse nach 1788 bis in den Beginn des neuen Jahrhunderts hinein sie darstellen. Im Gemälde »Der wahnsinnigen Kate« (1806/07, Goethe Museum, Frankfurt/ Main, Schiff 1234) trägt das unglückliche Mädchen die gleiche ungewöhnliche Kopfbedeckung, die sich sonst nicht noch einmal findet, wie auf unserer Zeichnung.

Text: Marie Ursula Riemann-Reyher, in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 360f., Nr. VII.6 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Aquarell und Deckfarben, auf Papier

Maße

Blattmaß: 19,0 x 16,7 cm

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Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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