Im Auftrag König Friedrich Wilhelms III. von Preußen errichtete Schinkel 1824-1825 den Neuen Pavillon (heute Schinkel-Pavillon) im Park von Schloss Charlottenburg. Vorbild für den zweigeschossigen kubischen Bau war die Villa Reale del Chiatamone in Neapel, die Friedrich Wilhelm III. während seiner Italienreise 1822 bewohnte. Die Entwürfe lieferte Schinkel unmittelbar nach seiner Italienreise 1824. Der Hofbaukondukteur Albert Dietrich Schadow stand Schinkel zur Seite. Der König hatte von seinem Aufenthalt in Neapel 1822 eine ovale Tischplatte aus Flussspat mitgebracht, zu der Schinkel einen Fuß sowie einen Armlehnstuhl entwarf. Entsprechend notierte er auf vorliegender Zeichnung unten links: „Für die Tischplatte aus Neapel. Der Fuß in Mahagoniholz die Streifen in hellem Holz fein eingelegt“. Der Tischfuß erinnert an römische Dreifüße, wie sie in Herculaneum und Pompeji bekannt waren. Schinkel hatte das antike Modell wohl im neapolitanischen Museo Nazionale gesehen oder der Literatur über die Ausgrabungen entnommen (z. B. Le pitture antiche d`Ercolano, Bd.6, Napoli 1779, Tafel 43). Der Dreifuß ist in die „Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker“ aufgenommen worden (Inv. 34.16-1991). Der Tischfuß wurde in der Tischlerwerkstatt der Gebrüder Wanschaff leicht variiert ausgeführt. Der Armlehnstuhl reduziert das Vorbild des antiken griechischen Klismos. Die leicht ausgewölbte Frontzarge, sicherlich französischen Empire-Sesseln entlehnt, ist für Schinkel atypisch. Sie ist lediglich vom Entwurf zu Armlehnstühlen für das Chamois-Zimmer im Königlichen Palais von 1809/1810 (Inv. SM 37b.113) und einigen einfachen Rohrstühlen für den Schinkel-Pavillon bekannt. In den Armstützen verwendet Schinkel das Balustermotiv des zugehörigen Tisches. Schinkel hatte in seinem schriftlichen Entwurf für die Innenausstattung des Pavillons dieses Mobiliar ursprünglich für das Weiße Zimmer vorgesehen (GStA PK, BPH Rep. 113, Nr. 2544,1, fol. 1-2; vgl. die Stühle auf dem Aquarell Inv. SM 22d.150). Der Tisch stand bis 1945 im Pavillon von Charlottenburg. In Schloss Glienicke befindet sich als Dauerleihgabe aus dem Museum Huis Doorn, dem niederländischen Exil des letzten deutschen Kaisers, ein Tisch mit einer Platte zum Hochklappen und einer Variante des Fußtyps des verlorenen Charlottenburger Modells. Ausführungen des Armlehnstuhls sind nicht bekannt.
Text: Birgit Kropmanns (2012)
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