Piranesis Rekonstruktion der Ruinenlandschaft südlich des Palatins mit dem Circus Maximus orientierte sich an Arbeiten von Antiquaren des 16. Jahrhunderts, unter anderen Pirro Ligorio und Onofrio Panvinio. Winner konnte die Triumphsäulen, Räucherbecken, Obelisken und Skulpturen auf der Spina, der Trasse in der Mitte der Arena, namentlich benennen, ihre Aufstellung folgt teils den Versuchen des Cinquecento, teils antiken Münzbildern. Vor allem diese Partie der Zeichnung diente als Vorlage für das zweite Titelblatt des 3. Bandes der »Antichità Romane«, einer Folge von Radierungen, die Piranesi 1756 in vier Bänden herausgab [...].
Im Vordergrund der Graphik erscheinen aber zusätzliche Grabmale; gewichtige Veränderungen bei den Architekturen des Hintergrunds lassen ebenfalls Zweifel aufkommen, ob Piranesi noch die konkrete Darstellung des Circus Maximus im Sinn hatte oder - schon in der teilweise phantastischen Ausstattung der Zeichnung angelegt - die ideale Ansicht einer antiken Arena schlechthin. Darauf deutet die Inschrift auf dem Frontispiz hin (»Antiquus Circi Martial ... Prospectus Ad Viam Appiam«), die sich auf ein anderes Monument bezieht, den Circus Maxentius. Noch pauschaler ist der Titel einer in diesem Zusammenhang noch nicht beachteten, verkleinerten Fassung des gleichen Motivs, die Piranesi als 18. Blatt einer späteren Ausgabe der »Opere Varie« beigab: »Veduta d´uno de circhi antichi con altri monumenti al dintorno« ([...]Hind 1922, S. 80, Nr. 18).
Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 295-296, Kat. V.58 (mit weiterer Literatur)
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