Elf Blatt einer Folge von Zeichnungen Grafs, der zu den wichtigsten Schweizer Künstlern der Renaissance zählt, mit tanzenden Bauernpaaren und Musikanten sind erhalten. 1514 von Dürer im Kupferstich dargestellt, wurde das Thema durch viele Künstler immer wieder aufgegriffen. Auch Grafs Folge war vermutlich für eine Wiedergabe im Druck geplant; die Nadelstiche entlang den Hauptlinien unseres Blattes lassen auf eine Übertragung auf den Holzstock schließen, doch ist kein Abdruck irgendeiner Darstellung der Folge bekannt.
Begeisterte Dürer sich für die Dynamik der schweren Körper und ließ kein Detail der Kleidung aus, so reduziert Graf in der Vorwegnahme des Druckmediums seine Zeichnung auf die allgemeinste Angabe von Licht und Schatten, so daß die gezeichnete Linie (in Monogramm, Datum und der nach vorn ausschwingenden Bodenschraffur buchstäblich) in den Vordergrund tritt. Weniger wie lebendige Figuren, als wie eine kleinplastische Gruppe erscheint das tanzende Paar, ein Effekt zu dem die zweifache Rückenansicht und die pyramidale Komposition beitragen.
Text: Gero Seelig in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 133, Kat. III.58 (mit weiterer Literatur)
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