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Kupferstichkabinett [KdZ 15200]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=953769&resolution=superImageResolution#1587806 (Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin / Jörg P. Anders (CC BY-NC-SA)
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Meeresküste mit Sonnenaufgang

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Beschreibung

Berninis selbstverfaßte und -inszenierte Komödie »La Marina« kam vor 1638 zur Aufführung. In ihr wurde die augenblicklich als Sensation gewertete Technik, einen Sonnenaufgang mittels komplizierter Bühnenmechanik zu simulieren, erstmals eingesetzt. Brauer und Wittkower [Die Zeichnungen des Gianlorenzo Bernini, Berlin 1931] sehen in der Zeichnung den Entwurf für dieses Bühnenbild. Die eigentliche Funktion ist aber noch exakter zu beschreiben, geht es doch weniger um eine planende Studie oder ein Modell der Kulissen als um die Vorstellung von der beabsichtigten Bildwirkung, um den malerischen Effekt des Ganzen. Durch die Aquarellierung in breiten Zügen, durch feine Nuancierungen in den Wolken und durch kontrastreiche Aussparungen auf der Wasserfläche und den Felskulissen werden ein Fächer von Sonnenstrahlen, matte Lokal- und tanzende Reflexlichter erzeugt. Oberhalb des Horizontstreifens ist die Tusche extrem verdünnt aufgetragen. Hier entsteht eine luzide Zone, die sowohl den Anschein einer Morgendämmerung als auch den Eindruck tiefer Räumlichkeit erweckt.
Die Grenzen zwischen autonomer Landschaft und zweckgebundenem Bühnenbild verschwimmen. Bernini ist es in der Zeichnung (und wohl nur in diesem Medium) gelungen, stenographische Überlegungen und die Illusion einer grandiosen Naturerscheinung perfekt zur Deckung zu bringen. In den Kategorien moderner Wahrnehmung würde man das Motiv als >romantisch< bezeichnen - aber dem Künstler des Seicento kam es nicht darauf an, ein Stimmungsbild zu erzeugen, sondern die äußeren Effekte der Natur nachzuahmen und wenn möglich sogar zu übertreffen. Ziel war das artifizielle Gesamtkunstwerk, hier eine Allegorie des werdenden Tages, allgemeiner vielleicht der Natur, die auf dem Zusammenspiel der klassischen Vier Elemente beruht (Feuer, Wasser, Erde, Luft). Besonders amorph und bizarr wirken dabei die Gesteinsformationen, die seit dem 15. Jahrhundert als Versatzstücke und Abbreviationen von >Natur< in die Landschaftskunst Eingang fanden [...]. In ganz ähnlicher Gestalt tauchen sie immerwieder im Werk von Bernini auf, beispielsweise im Aufbau des »Vierströme-Brunnens« auf der Piazza Navona zu Rom (1648-51).

Text: Hein-Th. Schulze Altcappenberg in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 280, Kat. V.41 (mit weiterer Literatur)

Material/Technik

Aquarellierte Federzeichnung in Braun über Spuren von schwarzem Stift, auf Papier

Maße

Höhe x Breite: 30,1 x 28 cm

Links/Dokumente

Kupferstichkabinett

Objekt aus: Kupferstichkabinett

Das Kupferstichkabinett ist das Museum der Graphischen Künste bei den Staatlichen Museen zu Berlin. Es bildet dort das Sammlungs-, Kompetenz- und...

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