Erst um 1884 begann Vincent van Gogh, sich der Malerei zuzuwenden. Er beschäftigte sich intensiv mit Farbenlehren, etwa jener von Delacroix, und er experimentierte mit Komplementärfarben. Seine Ölstudien baute er zunächst vom Dunkel her auf – er mischte mit Schwarz, so entstanden die tieftonigen Bilder. Theo van Gogh, der immer hilfreiche Bruder, verwies, um Vincent von der ›Schwarzmalerei‹ wegzuführen, auf die Bilder der französischen Impressionisten. Als Filialleiter der Kunsthandlung Goupil in Paris begann er gerade, mit diesen zu handeln. Im März 1886 traf Vincent in Paris ein, er blieb bis Anfang 1888. Er begegnete den Impressionisten und den Neoimpressionisten sowie Gauguin. Die beiden Pariser Jahre, in denen über zweihundert Gemälde entstanden, führten Vincent van Gogh zur Ausprägung einer ausdrucksstarken, leuchtenden Farbgebung. Sie bereiteten die spezifische Malweise van Goghs in der folgenden, so fruchtbaren wie kurzen Schaffensphase vor.
Zu den ersten farbklaren Werken gehören die Ansichten der bekannten »Moulin de la Galette« auf dem Montmartre, in unmittelbarer Nähe der Wohnung der Brüder gelegen. Im Gegensatz zu Renoir, der die sonntäglichen Vergnügungen an diesem Ort gemalt hatte, zeigt van Gogh eine unscheinbare, fast kleinstädtische Straßenecke. Noch sind die Farben gedämpft, aber schon steht reines Rot gegen Grün und Blau gegen Orange. Eine wohl erste, realistischere Version mit weiteren Figuren befindet sich im Kröller-Müller Museum, Otterlo (vgl. J.-B. de la Faille und Ch. Terrasse, Vincent van Gogh, Paris 1939, Nr. 267); die nur leicht abweichende Fassung in der Schweizer Sammlung John Brown, Baden (vgl. ebd., Nr. 270), stammt wohl von anderer Hand. | Angelika Wesenberg