Die Gruppe ist eine besonders geschickte Fälschung, für die ein im späten Mittelalter gefällter und sehr wahrscheinlich als Deckenbalken verwendeter Eichenstamm mit Altersspuren und Schadbefall verwendet wurde. Im Mittelalter sind Darstellungen der Luxuria (Unzucht) in zahlreichen Spielarten verbreitet, als Einzel wie als Paar- und Gruppendarstellung, mit Tier- oder menschlichen Figuren. Auch die Beteiligung von Geistlichen war nicht unüblich. Solche Bilder beschränkten sich jedoch auf kleinere Formate oder untergeordnete Funktionsbereiche. Im frühen 14. Jahrhundert – in der Zeit also, auf die sich die Fälschung bezieht – wären etwa Miserikordien an der Unterseite der Klappsitze eines Chorgestühls, Ränder in Lehrbüchern und vor allem Wandmalereien in weltlichem Kontext für solche Szenen infrage gekommen. Die Monumentalisierung der Flirtszene zwischen einer verheirateten Frau und einem Mönch entspricht jedoch zweifellos einer Vorstellung der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)
Entstehungsort stilistisch: Frankreich/Belgien
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