Die insgesamt acht Blätter umfassende Serie travestiert ein klassisches Motiv der chinesischen Landschaftsmalerei, "Die Acht Ansichten von Xiao und Xiang". Seit der Muromachi-Zeit fand dieses Thema auch Eingang in das Repertoire japanischer Künstler. Um 1500 wurde es gar japanisiert: In Anlehnung an das chinesische Vorbild wurden acht pittoreske Szenen aus den Dörfern rund um den Biwa-See in der Provinz Omi ausgewählt. In der Tokugawa-zeitlichen Holzschnittkunst, deren Motivwahl hauptsächlich aus der Welt der metropolitanen Vergnügungsviertel schöpfte, travestierten die Holzschnittmeister das klassische Motiv abermals. Anstelle der Landschaften bildete nun das hedonistische Leben in den Innenräumen der vielen Teehäuser in Yoshiwara das Hauptthema. Auf dem vorliegenden Blatt schickt sich die in prachtvolle Kimonos gekleidete Kurtisane zum Spiel auf der japanischen Zither an. Eine schräg vor ihr sitzende Dienerin wählt aus einem Stapel Notenbücher ein passendes Musikstück aus. Die schwarzen, V-förmigen Stege der Zither erwecken hier die Assoziation an eine Schar herabfliegender Wildgänse. Dies entspricht der ersten Szene in der klassischen Version "Auf flache Sandbänke herabfliegende Wildgänse". Der ausführende Künstler Harunobu tritt in der Komposition nicht namentlich auf, sein Stil ist jedoch in der zurückhaltenden Eleganz der Darstellung unverkennbar. Harunobus subtile Linienführung und Farbgebung sowie seine androgyn wirkenden Figuren beeinflussten nachhaltig das Werk der frühen Hollzschnittmeister. Harunobu gilt auch als Erfinder der Paßmarken auf den Druckstöcken, mit deren Hilfe der Vielfarbendruck erst möglich wurde.