Das Fragment stammt aus der Hals- und Schulterpartie einer ungefärbten Leinentunika. Die Kette verläuft waagerecht zur Tunika. Die Halsöffnung ist kreisrund und geht auf der Schulter über in einen waagerechten, 5,5 cm langen Dehnungsschlitz zur Vergrößerung der Halsöffnung. Obwohl ein breiteres Stück der Schulterpartie erhalten ist, gibt es keine Hinweise darauf, ob die Tunika Ärmel besaß oder nicht.
Auf dem Vorder- und Rückenteil verlaufen Clavi, die auf der Schulter durch den Dehnungsschlitz unterbrochen werden. Nach Vergleichsstücken zu urteilen, waren wahrscheinlich beide Schultern mit einem Dehnungsschlitz ausgestattet. Der runde Halsausschnitt ist auf dem Vorder- und dem Rückenteil mit einer gebogenen Borte eingefasst. Die Borten des Vorder- und des Rückenteils brechen auf der Schulter zum Dehnungsschlitz um, begleiten die Schlitzkanten und laufen am Ansatz des Schlitzes zusammen. An dieser Stelle schließt ein oval-runder Schulterbesatz an.
Die Clavi und der oval-runde Besatz zeigen ein entsprechendes Muster in heller Zeichnung auf braunrotem Grund: Verschiedene Blatt- und Blütenstengel sind auf den Clavi senkrecht gereiht und auf dem Besatz radial um ein zentrales Kreisfeld angeordnet. In diesem zentralen Kreisfeld befinden sich vier radial ausgerichtete Blütenstengel mit grauoranger Blüte, die Blatt- und Blütenstengel in den Hauptachsen des oval-runden Besatzes sind untereinander durch Ranken mit hängenden Früchten verbunden, die Randzone der Clavi und des Besatzes besteht aus einem dreistufigen Winkelmotiv.
Die Halsborte zeigt auf schwarzblauem Grund ein rotbraunes Zickzackmuster: Die Zickzackbalken bestehen aus einer Linie mit zu beiden Seiten gereihten Punkten, in den Zwickeln des Zickzackbandes befindet sich jeweils ein gleiches Dreiecksmotiv bzw. eine halbe Raute, die in kleinere Rauten mit Punktfüllung unterteilt ist. Die Längsseiten der Borte sind rotbraun abgesetzt und mit abwechselnd einem hellen kreuzförmigen und einem Würfelfünf-Motiv gemustert, bei der unteren Borte ist ein Abschnitt dieser Randzonen ungemustert.
Literatur: C. Fluck, P. Linscheid, S. Merz, Textilien aus Ägypten. Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Bestandskataloge, Band 1, Wiesbaden 2000, S. 44-45, Nr. 1 (Text Petra Linscheid)