Anfang April 1932 empfahl die Akademie der Künste dem Kultusministerium auf dessen Bitte hin vier mögliche Maler für ein geplantes Bildnis von Otto Boelitz, der von November 1921 bis Januar 1925 als Vertreter der Deutschen Volkspartei Kultusminister im Kabinett von Ministerpräsident Otto Braun war. Die Anfrage folgte dem Plan, mit einer Porträtreihe der republikanischen Kultusminister die Reihe der traditionellen Ministerbüsten fortzusetzen. 1930 hatte Eugen Spiro ein Bildnis von Carl Heinrich Becker gemalt, 1931 Charlotte Berend-Corinth eines des derzeitigen Kultusministers Adolf Grimme. (Kristina Kratz-Kessemeier, Kunst für die Republik. Die Kunstpolitik des preußischen Kultusministeriums 1918 bis 1932, Berlin 2008, S. 518, mit Archivnachweisen) Willy Jaeckel, der zu den vier vorgeschlagenen Malern für das Bildnis Boelitz gehörte, muss nach Auftragserteilung unverzüglich mit der Arbeit begonnen haben, denn nach dem sogenannten "Preußenschlag" wurde Kultusminister Grimme im Juli 1932 abgesetzt, ein Reichskommissar übernahm die Geschäfte, bevor Bernhard Rust ab 1933 als Kultusminister, ab 1934 zugleich als Reichserziehungsminister amtierte (bis 1945). - Vermutlich fand das Bildnis niemals die vorgesehene Anbringung in der Reihe der Minister. Als es 1939 im Ministerium gleich anderen Bildern ausgesondert und in der Nationalgalerie magaziniert wurde, waren dort weder der Künstler noch der Dargestellte mehr bekannt, auf der Übergabeliste ist es verzeichnet als: „Jankel: Sitzender Mann im Klubsessel“. Dr. Otto Boelitz (1876 – 1951) war aus dem höheren Schuldienst heraus zum Kultusminister ernannt worden. Nach den Landtagswahlen vom Dezember 1924 war die DVP nicht mehr an der Regierung beteiligt, er verlor seinen Posten, wurde aber Leiter des Iberoamerikanischen Instituts. 1933 dann wurde Boelitz aller seiner Ämter enthoben. | Angelika Wesenberg