Tenedos leitet seinen Namen von Tenes her, der in der Stadt göttliche Verehrung genoß (Cicero, De natura deorum 3, 15, 39). Der Doppelkopf auf der Vorderseite könnte Tenes und seine Schwester Hemithea darstellen. Es könnte sich aber auch um Zeus und seine Gattin Hera handeln, da der männliche Kopf bärtig und lorbeerbekränzt ist, und der weibliche eine Stephane im Haar trägt. Für das Bild der Doppelaxt auf der Rückseite gab es schon in der Antike mehrere Erklärungen. Pausanias 10, 14, 2 berichtet, daß Tenes sich mit seinem Vater zerstritten hatte. Als dieser mit seinem Schiff bei Tenedos vor Anker lag, um sich mit dem Sohn zu versöhnen, hat Tenes die Taue mit einer Doppelaxt durchschlagen, um die Versöhnung zu verhindern. Aristoteles (etwa nach dem Kommentar von Stephanos von Byzanz, s.v. Tenedos) bringt die Axt mit dem Gesetz eines Königs von Tenedos in Verbindung, welches Ehebruch mit dem Tod bestrafte und einen Sohn des Königs traf. In späteren antiken Kommentaren wie von Stephanos von Byzanz wird diese sekundär überlieferte Textstelle direkt mit diesem Münztyp in Verbindung gebracht. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß die Doppelaxt ein Symbol des Dionysos Pelekys ist und auf vorgriechische Zeit zurückgeht.
Vorderseite: Doppelkopf aus weiblichem Kopf mit Haarband und Ohrring nach r. und bärtigem männlichem Kopf mit Lorbeerkranz nach l.
Rückseite: Aufrecht stehende Doppelaxt, im l. F. eine Zikade, im r. F. eine Weintraube. Das Ganze in leicht vertieftem quadratum incusum.