Das unfertige Relief eines unbekannten Bildhauers wurde am 11. Dezember 1911 in einem kleinen Haus Achet-Atons aufgefunden. Es zeigt auf der linken Seite einen sitzenden Pharao, der einen Becher auf Mundhöhe hält. Ihm wird mit Hilfe eines kleinen Gefäßes Wasser oder Wein von einer anderen königlichen Person eingeschenkt. Der Status beider Figuren ist an den Uräen, welche sich am jeweiligen Kronenansatz befinden, zu erkennen. Über dem Paar ist die Sonnenscheibe, von der zwei angedeutete Strahlen abgehen, dargestellt. Das erhaben herausgearbeitete Relief zeigt lediglich die Umrisslinien der Personen. Es handelt sich bei dem Objekt um eine Stele im Rohzustand, welche sich noch mitten in der Fertigung befand. Vorzeichnungen mit schwarzer Tinte waren laut Inventarbuch direkt nach der Auffindung noch vorhanden, sie sind heutzutage jedoch nicht mehr erkennbar. Seit vielen Jahren gibt es Kontroversen über die Identität der dargestellten Personen. Der auf der linken Bildseite thronende König kann eindeutig als männliche Person identifiziert werden, während das Geschlecht der ihm gegenüberstehenden Person nicht klar zu bestimmen ist. Die füllige Brust und weite Hüften sprechen für eine Frau, jedoch sind diese Merkmale ebenfalls bei männlichen Personen der Amarnazeit zu beobachten. Des Weiteren sprechen der kurze, nicht ausgearbeitete, aber wohl nur knielange Schurz sowie die blaue Chepresch-Krone für eine männliche Person. Borchardt nahm an, dass das Relief ursprünglich aus der Bildhauerwerkstatt O 49.14 stammte und dann in das Haus O 49.12 verschleppt wurde. Er begründet seine Vermutung allerdings nicht. Der Zweck des Objektes könnte nach der Vollendung die Verwendung als Hausaltar gewesen sein.
Aus: Weber, A., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 412 (Kat.-Nr. 200).