Elegant und kraftvoll zugleich sind Reiter und Pferd in dunkelrot eingefärbter Wolle, die den wertvollen und begehrten Purpurton imitierten sollte, wiedergegeben. Das dekorative Zierstück, die Tabula, war in eine Decke oder ein Kissen aus naturweißem Leinen mit Streifen und Schlaufendekor eingewirkt worden. Es fasziniert durch die naturalistische Lebendigkeit seiner Darstellung. Eine Wirkung, die einerseits durch das gekonnt ausgeführte „In-Form-Weben“ erzielt wurde, aber auch der meisterhaften Verwendung des „Fliegenden Fadens“ geschuldet ist. Der „Fliegende Faden“ ist ein weiterer Musterschuss, der im Wirkprozess mitgeführt wurde. Er zeichnet wie mit einem feinen Stift die Konturen des ohne Sattel auf dem Pferderücken sitzenden Reiters nach und hebt Details wie den Faltenverlauf der über die Schulter des Reiters gelegten Chlamys, des Zaumzeugs und der Mähne des Pferdes hervor. Der sparsame, doch gezielte Einsatz von rotem, gelbem und grauem Wollgarn setzt weitere wirkungsvolle Akzente. Ein Endlosband rahmt den Reiter und ist in den Ecken zu kleineren Kreisen gelegt, darin Löwe, Hase, Hund und Hirsch als Hinweis auf eine Jagddarstellung. Seitlich der Mittelszene stehen Gaben spendende Eroten, darüber und darunter schweben geflügelte Genien herbei. Eine Blöckchenborte begrenzt die Darstellung.
Reiterdarstellungen als Symbole imperialer Macht zählten zu den beliebtesten Motiven im spätantiken Ägypten und vielfältige Einflüsse prägten ihre Komposition. Das Gros der sich heute in Sammlungen befindlichen spätantiken Gewebe und Wirkereien wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei meist nicht genehmigten Ausgrabungen in Ägypten gefunden und ohne genaue Dokumentation des Fundorts und der Fundumstände in den weltweiten Handel gebracht. CW